Andreas Gesche spendete beim DRK-Blutspendedient Nord-Ost in Dresden mittels einer Plasmaspende Antikörper für die Behandlung von Covid-19-Patienten

Andreas Gesche aus Dresden hilft nach überstandener Corona-Infektion Covid-19-Patienten

Geschrieben am: 03.08.2020

Anfang März hatte sich der 47-jährige Verkehrsingenieur bei einem beruflichen infiziert. Andreas Gesche ging zunächst von einer gewöhnlichen Grippe aus, doch das Fieber stieg von Tag zu Tag, schließlich verlor er den Geruchs- und Geschmackssinn.

Als klar war, dass zwei seiner Kollegen mit dem Corona-Virus infiziert waren, ließ sich der Dresdner in der Corona- Ambulanz der Dresdner Uniklinik testen. Aufgrund seines schlechten Allgemeinzustandes wurde er dort stationär aufgenommen. „Jeder zurück gelegte Meter fiel schwer und kostete viel Kraft, was für mich als gut trainierten und sportlichen Menschen mehr als ungewohnt war“, erinnert sich der Freizeit-Marathonläufer. Als feststand, dass er an Covid-19 erkrankt ist und eine Pneumonie die Lungenfunktion einschränkt, brach für Andreas Gesche erst einmal eine Welt zusammen. „Ich habe nie geraucht, bin verhältnismäßig jung und sportlich, habe keine Vorerkrankungen und zähle somit nicht zur Risikogruppe. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass gerade ich mich infiziere“. Psychisch sehr belastend war für ihn die Berichterstattung aus besonders schwer getroffenen Ländern wie Italien. „Mir war sofort klar, dass es keine Medikamente und keinen Impfstoff gegen das Virus gibt. Die Bilder aus Italien vor Augen, wo täglich hunderte Menschen an den Folgen von Corona verstarben, und immer im Bewusstsein, dass der Ausgang der Erkrankung ungewiss ist, kreisten natürlich die Gedanken. Werde ich wieder vollständig gesund? Oder bleibt etwas zurück?“ 

Eine Woche verbrachte Andreas Gesche in der Klinik. Als glücklichen Umstand empfand er es, sich das Krankenzimmer mit einem ebenfalls an Covid-19 erkrankten Leidensgenossen teilen zu können. „Wir haben uns gegenseitig Mut zugesprochen und gemeinsam Atemübungen zur Kräftigung der Lungenfunktion gemacht“. Via Smartphone war auch der Kontakt zur Familie, Freunden und Arbeitskollegen gegeben. 

Sein Rekonvaleszenten-Plasma kann schwer erkrankten Covid-19-Patienten helfen

Den Ärzten, Schwestern und Pflegern in der Uniklinik ist Andreas Gesche sehr dankbar. „Alle haben sich sehr fürsorglich und liebevoll um uns gekümmert“. 

Nach der Entlassung verbrachte er 14 Tage in häuslicher Quarantäne. „Während dieser Zeit erhielt ich einen Anruf aus der Uniklinik, ob ich bereit wäre, an einer Studie teilzunehmen und ggf. Plasma bzw. Antikörper zur Behandlung von Covid-19-Patienten zu spenden“. Der Ingenieur sagte spontan zu. 

Kurz nach der ersten Voruntersuchung erhielt ich einen Anruf von Prof. Dr. med. Torsten Tonn vom DRK-Blutspendedienst, der mir mitteilte, dass in meinem Blut eine sehr hohe Anzahl an Antikörpern identifiziert wurde und ich als idealer Plasma-Spender infrage käme“. 

Bereits am nächsten Tag lag Andreas Gesche beim DRK im Institut für Transfusionsmedizin in Striesen auf der Spenderliege. „Als ‘Spender-Novize‘ war ich vorher schon etwas aufgeregt, habe aber die Spende sehr gut vertragen“. 

Seine Motivation?  „Ich habe daran gedacht, wie sehr ich selbst gehofft hatte, dass es ein Medikament, einen Impfstopf und/ oder eine Therapie gibt. Gleichzeitig war mir bewusst, dass es anderen Covid-19-Patienten vielleicht noch schlechter geht. Insofern war es für mich selbstverständlich, Plasma zu spenden“.

Für Andreas Gesche könnte bald alles wieder so sein wie vor der Erkrankung. Die Pneumonie wirkt noch immer ein wenig nach, dürfte aber vollständig ausheilen. Auch seine körperliche Fitness nimmt von Tag zu Tag zu. „Darüber bin ich sehr glücklich und dankbar“. Und noch etwas ist Andreas Gesche wichtig: „Alles in allem haben sich für mich während der Erkrankung viele Dinge neu sortiert. So empfinde ich die Zeit mit der Familie und Freunden heute als noch viel wertvoller als vorher“.

Inzwischen hat er 10 Spenden geleistet und will weitermachen, sofern die Antikörperkonzentration es zulässt. Unabhängig davon will er in Zukunft nun regelmäßig Blut und/ oder Plasma spenden. „Es ist ein schönes Gefühl, wenn man mit so einer Kleinigkeit anderen helfen kann“. 

Einsatz von Rekonvaleszenzplasma in der Therapie von COVID-19

Ob der Einsatz von sogenanntem Rekonvaleszentenplasma in der Therapie von COVID-19 einen nachweisbaren Nutzen hat, wird im Rahmen der bundesweiten CAPSID-Studie geklärt, an der sich auch die Hochschulmedizin Dresden beteiligt. Diese Initiative wird u.a. unterstützt von den Medizinischen Kliniken I und III, der Transfusionsmedizin des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost sowie der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie. Allerdings sieht die Studie in ihrer Frühphase lediglich die Behandlung an wenigen, sehr schwer erkrankten Patienten vor. Deshalb bestand der dringende Wunsch des Dresdner Uniklinikums, die Therapie auch denjenigen Patienten zugänglich zu machen, die nicht ins enge Schema der Studie passen und für die keine alternativen Therapiekonzepte zur Verfügung stehen. Vor diesem Hintergrund hat das Institut für Transfusionsmedizin des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost in Dresden gemeinsam mit dem Universitätsklinikum die Genehmigung beantragt, Rekonvaleszentenplasma auch außerhalb der CAPSID-Studie herstellen und anwenden zu dürfen. Diesem Antrag wurde kurzfristig in Form einer zeitlich befristeten Gestattung seitens der Landesdirektion Sachsen entsprochen.

In diesem Rahmen erhielten bisher insgesamt sechs intensivmedizinisch versorgte COVID-19-Patienten rekonvaleszentes Plasma; drei der Spenden wurden am Dresdner Uniklinikum gegeben.

Genesene nach COVID-19-Erkrankung werden vom DRK Blutspendedienst Nord-Ost in ganz Sachsen weiterhin gesucht. Bitte registrieren Sie sich unter www.blutspende-nordost.de/rkp 

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Kerstin, Autorin digitales Spendermagazin
Kerstin

Das Thema Blutspende hat so viele interessante Facetten, wir stellen sie hier vor.

Pressesprecherin DRK-Blutspendedienst Nord-Ost, Standort: Berlin