Geschrieben am: 03.02.2018
Kletterer Sebastian Halenke aus dem Schwarzwald gehört jetzt dazu: Er spendete zum ersten Mal Blut und ist damit Lebensretter! Normalerweise trifft man den Nationalkaderathleten und Weltcupsieger, hängend an der Kletterwand. Für die Blutspende hat er sich aus Überzeugung von ihr losgeeist und einfach mal hingelegt. „An die Spenderliege könnte ich mich glatt gewöhnen“, sagt der 22-Jährige und zeigt nach seiner guten Tat zurecht eine stolz geschwellte Brust.
Der Schwarzwälder erzählt im Interview mit den Kollegen des Blutspendedienst des BRK bei seiner Spende in München wie es war, warum er Blut spendet und es wieder tun will:
Sebastian, wie war`s das erste Mal auf der Spenderliege?
Grundsätzlich ist es ja immer ungewohnt, neue Dinge zu tun. Und ich denke, es ist auch normal, wenn man da eine kleine Aufregung mitbringt. Aber ich muss sagen, ich war sehr entspannt auf der Liege, auch weil das Umfeld sehr nett und aufgeschlossen war. Dementsprechend war das Ganze halb so schlimm und ging zu meinem Erstaunen auch ziemlich schnell.
War Dir das Thema Blutspenden völlig neu?
Ich habe mich ja bewusst dafür entschieden, Blut zu spenden. Auch wenn ich mich vorher noch nicht tiefgreifender damit auseinandergesetzt hatte, weiß ich dennoch um die andauernde Problematik, genügend Spender zu finden, auch in Bezug auf seltene Blutgruppen. Deshalb sehe ich es auch als unheimlich nützlich an, dass der Blutspendedienst und der DAV jetzt gemeinsame Wege gehen, um die Blutspende anzukurbeln. Ab jetzt bin auch ich mit meinem Herzblut dabei und werde mit Sicherheit wieder spenden.
Gibt es in Deinem persönlichen Umfeld regelmäßige Blutspender?
Ehrlich gesagt fällt mir bis auf meine Mum, die schon Blutspenden gegangen ist, niemand ein. Das ist ziemlich alarmierend.
Fakt ist: Jeder Ditte Deutsche ist ins einem Leben einmal auf eine Blutkonserve angewiesen – es kann nahezu jeden treffen…
Jetzt, wo ich dies weiß, ist es mir noch wichtiger, das Thema weiterzutragen. Die Blutspende ist ein enorm wichtiger humanitärer Einsatz - eine lebenswichtige Sozialleistung, die einfach mehr Aufmerksamkeit braucht.
Wir wollen Dich auch fernab der Spenderliege noch ein wenig näher kennenlernen - wie sieht Dein Leben als Kletterer aktuell aus?
Ich bin professioneller Wettkampfkletterer. Dementsprechend besteht meine Freizeit zu 95 Prozent aus Training. Aufgrund der vielen Wettkämpfe, die ich im Jahr bestreite, ist auch die Reisetätigkeit nicht unerheblich. Wenn ich mal zu Hause bin und nicht gerade zu Trainings- und Wettkampfstätten pilgere, bin ich sehr gern draußen in der Natur. Ich wohne im Schwarzwald und genieße dort gern die Zeit zum Durchatmen, um Ruhe und Kraft zu tanken.
Besteht Dein Training nur aus Klettern?
Natürlich bin ich nicht ausschließlich an der Wand. Es gibt auch jede Menge alternative Trainingseinheiten wie zum Beispiel Yoga. Hier werden speziell Atemtechniken geübt, es geht um die Beweglichkeit bestimmter Körperpartien sowie auch die aktive Regenation. Nicht zuletzt hat Yoga auch meditativen Charakter und ist gut für den Kopf. Daneben lege ich auch Wert auf Krafttrainingsaspekte wie beispielsweise die Stärkung der Schulterpartien sowie das isolierte Training weitere Muskelgruppen, die beim Klettern eine tragende Rolle spielen.
Welche sportlichen Visionen hast Du?
Tokio 2020 ist mit Sicherheit in meinem Blickfeld. Dabei sehe ich die Olympischen Spiele nicht nur als ein langfristiges Ziel für meine persönliche Entwicklung. Sondern auch für den Klettersport generell kann Olympia ein gutes Sprungbrett sein, um unseren Sport weiterhin medial zu pushen.
Und was steht noch in diesem Jahr an?
Dieses Jahr liegt mein Fokus auf der Gesamtweltcupsaison. Die werde ich im Lead – das ist eine der Disziplinen im Klettern – bestreiten. Ende Juni geht es los. Dann stehen sieben bis neun Weltcups an. Zudem findet in diesem Jahr noch die Weltmeisterschaft statt, an der ich teilnehmen will.
Du hast Dir ja eine gute Sportart ausgesucht, da Klettern ja stark auf dem Vormarsch ist?
Ich bin auf jeden Fall bei der für mich richtigen Sportart angekommen. Wenn man so will, bin ich hineingewachsen. Meinen Eltern sei Dank! Denn wir haben alle zusammen angefangen, als ich noch klein war, und uns alles selber beigebracht. Mittlerweile ist Klettern für mich viel mehr als nur ein Sport, den man betreibt. Es ist eine ganze Lebensart – eine Art zu denken, zu fühlen, sein Leben zu gestalten.
Wow, das klingt nach mehr als nur leidenschaftlich dabei ?
Ja, Klettern ist mein Leben. Ich spreche gern über meine Leidenschaft. Ich gebe auch Trainingskurse für Interessierte, die bereits Zugang zum Klettersport haben. Ihnen will ich meine persönlichen Erfahrungen, mein mittlerweile großes fachliches Know-how und meine Motivation weitergeben, insbesondere auch an junge Leute.
Nachwuchs und Motivation braucht im Übrigen auch die Blutspende…
Genau deshalb habe ich mich auch entschieden, dieses gesellschaftliche Thema zu unterstützen. Ich möchte nicht nur möglichst viele fürs Klettern begeistern, sondern auch für die Blutspende. Ich habe schon erfahren, wie einfach es ist zu helfen: Mit nur einer Blutspende können sogar bis zu drei Leben gerettet werden. Nicht zu vergessen ist auch, dass man selber unter Umständen auch einmal Blut brauchen könnte.
Sebastian, vielen Dank für Deine Unterstützung und bis zur nächsten Spende!
Hintergrund:
Blutspendedienst des BRK ist ab sofort mit dem DAV unterwegs
Der Blutspendedienst des Bayrischen Roten Kreuzes geht ab sofort Hand in Hand mit dem Deutschen Alpenverein (DAV). Die neuen Partner haben ab 2018 eine Zusammenarbeit im Bereich Kommunikation vereinbart. Diese sieht ein gemeinsames Auftreten im Rahmen einzelner Kampagnen, Veranstaltungen sowie Medien vor. Ziel ist es, auf die große gesellschaftliche Bedeutung der Blutspende aufmerksam zu machen. Dazu gehört es, langfristig möglichst viele Blutspender zu gewinnen und dabei insbesondere DAV-Mitgliedern aufzuzeigen, wie einfach sie sich als Lebensretter auszeichnen können. Denn: Freiwilliges Blutspenden rettet Leben und ist ein sozialer Dienst für die Gemeinschaft aller.