Geschrieben am: 06.05.2021
Blutspenderinnen und Blutspender retten jeden Tag Menschenleben. Verbindendes Element bei einer Bluttransfusion ist dieselbe Blutgruppe, die Blutspender und -empfänger miteinander vereint. Unsere Kampagne „It’s a match!“ lässt nicht nur Lebensretter zu Wort kommen, sie gibt auch den Patienten eine Stimme und ein Gesicht, die dank Bluttransfusionen zum Beispiel einen Unfall überlebt haben oder trotz einer schweren Erkrankung wieder positiv in die Zukunft schauen können. Sie alle machen Mut und können noch mehr Menschen zum Spenden motivieren. Hier erzählen wir ihre bewegenden Geschichten.
Die junge Frau erlebt das Schicksal ihrer Mutter bereits hautnah mit
"Ich bin’s, Laura :-))“, das sind die ersten Worte der Geschichte, mit der Laura Herzog vor einigen Wochen Teil unserer Kampagne „It’s a match!“ wurde. Was die junge Dresdnerin zu erzählen hat, wäre für viele Menschen Grund genug für Resignation und Schmerz. Nicht so für Laura! Mit unglaublicher Zuversicht, Gelassenheit und Freude auf das Leben hat die 31-Jährige einer schweren Krebserkrankung die Stirn geboten und ist seit mittlerweile dreieinhalb Jahren gesund.
Begonnen hat Lauras berührende Geschichte jedoch schon in ihrer frühen Jugend. Sie erlebte mit, wie ihre Mutter physisch und psychisch gegen den Krebs kämpfte und diesen schweren Kampf schließlich verlor. Schon damals bedauerte Laura, dass ihre Mutter so viel wertvolle Lebenszeit mit Traurigkeit verbracht hat. „Ich habe immer versucht, meine Mutter zum Lächeln zu bringen und hätte es ihr so sehr gewünscht, dass sie die Zeit, die sie hatte, mehr hätte genießen können“, sagt Laura rückblickend. Hätte sie mit ihrer Mutter tauschen können – sie hätte vieles anders gemacht. Das waren Lauras Gedanken in dieser schwierigen Zeit.
....und das Schicksal wiederholt sich - Laura erhält eine Krebsdiagnose
Dass sie selbst einmal in dieselbe Situation kommen würde, konnte die junge Frau damals nicht ahnen. Sie lebte gesund, absolvierte mit Leichtigkeit ihre Schullaufbahn, machte das Abitur, hatte vielseitige Interessen und einen Traum: Astronautin zu werden! Ihre Körpergröße von 1,84 m sprach dagegen, so entschloss sie sich schließlich für den Studiengang Maschinenbau an der TU Dresden.
Gerade als ein neuer, spannender Lebensabschnitt beginnen sollte, kurz nach ihrem Abschluss im Jahr 2016 - Laura war damals 26 Jahre alt - litt sie immer wieder unter starken Rückenschmerzen. Die Ursache dafür vermutete sie in einem leichten Moped-Unfall, den sie während eines Urlaubsaufenthaltes im Ausland hatte. Gegen die starken Schmerzen nahm sie Tabletten, folgte jedoch schließlich dem Rat ihres Arztes, der Ursache durch eine Computertomographie auf den Grund zu gehen. Und dann erhielt Laura die Diagnose, die einem erst einmal den Boden unter den Füßen wegzureißen scheint: „Man sagte mir damals, die Knochen seien ‚angefressen‘, ich hatte Tumore im Unterleib und einen in der Nähe des Herzens“. Non-Hodgkin Lymphdrüsenkrebs.
Laura kam in die Charité nach Berlin und wurde mehrfach operiert. Auch die Eierstöcke wurden der jungen Frau entfernt. “Die Entscheidung, ob ich selbst einmal Mutter werden wollte, wurde mir dort abgenommen“, erzählt sie ganz ohne Bitterkeit.
Einige Zeit später begann für Laura die Chemotherapie. Ihre langen Haare, in denen sie zeitweise sogar Extensions trug, fielen aus. Cortison ließ ihr Gesicht zu dem dafür typischen „Vollmondgesicht“ anschwellen. Dennoch sagt Laura über diese Monate ihres Lebens: „Ich war in dieser ganzen Zeit nie allein. Mein Schwesterherz und meine beiden Partner waren immer bei mir. Ich war auch damals der glücklichste Mensch der Welt und hätte mit niemandem tauschen wollen“. An ihre Mutter habe sie oftmals denken müssen und daran, dass sie ihre Zeit genießen will. „So Leute, ich zeige Euch jetzt, wie man mit Krebs umgehen kann“, lautete die Botschaft, die sie selbst motivierte und die ihrem Umfeld imponierte.
Laura erleidet einen Rückfall - aber sie kämpft...
Nach ihrer Entlassung aus der Klinik im Dezember 2016 genoss Laura die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel. Es ging ihr gut, die Haare wuchsen wieder. „Meine Glatze habe ich sogar vermisst! Ich habe es geliebt, viele unterschiedliche Perücken zu tragen“, schildert sie fröhlich.
Voller Elan begann sie damit, Bewerbungen zu schreiben, als sie im Mai 2017 Beeinträchtigungen in ihrem Sehfeld bemerkte. Der Lymphdrüsenkrebs war zurück – diesmal in ihrem Kopf. Erneute OP, erneute Chemotherapie, die jetzt nicht gut anzuschlagen schien.
Sie hat Vieles aus der Geschichte ihrer Mutter gelernt
„Das Thema ‚Sterben‘ war für mich nie ein Tabu-Thema. Ich bin ein realistischer Mensch. Trotz allem habe ich meine gute Laune behalten und auch zum Erstaunen so manchen Arztes nicht geweint. Ich gehe vom Schlimmsten aus, dann kann es nur besser werden“.
"L steht für LAURA und für LIEBE"
Schließlich war eine Blutstammzelltransplantation die letzte Lösung. Ihre geliebte Schwester hatte sich sofort als Spenderin bereit erklärt. An die Transplantation schlossen sich regelmäßige Bluttransfusionen an. „Nach jeder Transfusion fühlte ich mich so viel besser! Ein ganz herzliches Dankeschön geht auch an alle Blutspender für ihren lebensrettenden Einsatz.“
Seit Herbst 2017 ist Laura jetzt gesund. Alle drei Monate geht sie zur Nachsorge, ihre Blutwerte seien im gelb-grünen Bereich. An ihre Operationen erinnert sie unter anderem eine Narbe in ihrem Dekolleté: „Das ist eine sehr schöne Narbe in L-Form“, lacht sie, „L steht für Laura und für Liebe“.
Ihre Fähigkeit, Dinge sehr realistisch zu betrachten, ihre unglaubliche Zuversicht und ihre Stärke haben Laura geholfen, mit ihrer Erkrankung und mit vielen Rückschlägen umzugehen. Tiefe Dankbarkeit empfindet sie aber auch ihrer Familie und ihren Freunden gegenüber. „Ich hatte das riesige Glück, dass meine drei Musketiere - mein Schwesterherz und meine zwei Männer - in dieser Zeit immer an meiner Seite waren und ich gefühlt nie allein war. Trotz des endgültigen Verlusts von meinen Haaren und meiner Fruchtbarkeit bin ich immer noch der glücklichste Mensch überhaupt. Ich bin verrückterweise immer noch da und ich hoffe, dass die Menschen auch in dieser harten Corona-Phase auch über Kleinigkeiten täglich herzlich lachen können.“
Laura ist ins Berufsleben eingestiegen und arbeitet seit 2018 mit einer Halbtagsstelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Mit ihrer Einstellung macht sie vielen Menschen Mut.
Laura, du bist unglaublich, mach weiter so!