Geschrieben am: 14.10.2021
Ein vertrauter Blick, ein routinierter Pikser: Sie sehen sich fast alle 14 Tage und kennen sich schon länger als ihre Ehepartner… was sich schon fast wie eine Liebesgeschichte anhört, ist in Wirklichkeit die jahrelange Zusammenarbeit eines treuen Spenders mit dem Entnahmeteam der Hausspende in unserem Institut in Kassel.
Wenn Ulrich Machal sich auf den Weg zur Spenderliege macht, weiß er genau wo es langgeht und was ihn erwartet, denn er hat schon 500 Mal Blut gespendet! Angefangen hat alles vor über 35 Jahren, als Ulrich Machals Großvater im Rahmen einer Krebsbehandlung Blutkonserven erhielt. Kurz danach fing Machal - damals gerade volljährig - an, regelmäßig zur Blutspende zu gehen.
„Das schafft man normalerweise in zwei Leben nicht“, sagt Institutsleiter Herr Dr. Müller beeindruckt.
Seit 1986 kommt der heute 56-jährige, fast zwei Meter große Mann in die Hausspende Kassel zum Spenden - damals noch in dem alten Institutsgebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite, so erinnert sich das Personal in Kassel. Zuerst spendete er vor allem Vollblut, doch einige Jahre später wurde er vom Entnahmeteam gefragt, ob er nicht auch Thrombozyten spenden möchte. Seitdem zählt der Kassler zu den regelmäßigen Thrombozytenspendern und gehört in der Hausspende praktisch schon zum Inventar.
Was sind Thrombozyten und für wen ist die Spende wichtig? Die Blutplättchen, auch Thrombozyten genannt, spielen bei der Blutgerinnung und der Immunabwehr des menschlichen Körpers eine entscheidende Rolle. Viele Patienten, die an Leukämie, Krebs oder ähnlichen Erkrankungen leiden, können Thrombozyten während ihrer Krankheit und Therapie nicht mehr nachbilden und sind auf die Übertragung von Thrombozyten angewiesen (mehr Infos).
500 Spenden – da kommt die Frage auf: Wie ist das überhaupt möglich? Und wie oft darf man eigentlich Thrombozyten spenden?
Um auf eine so hohe Spendenzahl zu kommen, muss man nicht nur früh anfangen, sondern auch sehr regelmäßig spenden gehen. Grundsätzlich ist die Thrombozytenspende alle zwei Wochen möglich, denn bei dieser Spendeart werden über einen „Zellseperator” nur die Blutplättchen (Thrombozyten) aus dem Blut gefiltert, die restlichen Blutbestandteile fließen während der Spende zurück in den Blutkreislauf der Spenderin oder des Spenders. Durch dieses Verfahren können fünf- bis sechsmal mehr Blutplättchen gewonnen werden als bei einer Vollblutspende. Die Thrombozytenspende dauert allerdings auch drei- bis viermal solange.
Das Thrombozytenkonzentrat ist nur wenige Tage haltbar. Liegt bei einem Erkrankten ein besonderer Bedarf vor, so kann auch eine tägliche Spende über wenige Tage erforderlich werden. Das ist medizinisch unbedenklich. Bei einem kurzfristigen und dringenden Bedarf an Blutplättchen ruft die Hausspende Kassel ausgewählte Spenderinnen und Spender an, um sie zur unverzüglichen Thrombozytenspende zu bitten.
Ulrich Machal wird des Öfteren von der Hausspende angerufen. Kurzfristig zur Spende zu erscheinen ist für ihn kein Problem, denn er ist zeitlich flexibel, und er hat Glück: Sein Arbeitgeber unterstützt seine Spendenbereitschaft und stellt ihn für diese Zeit von der Arbeit frei. An dieser Stelle möchten wir im Namen der Patienten auch ein großes Dankeschön an Ulrich Machals Arbeitgeber aussprechen!
„Dann bleibt halt mal ‘ne E-Mail zwei Stunden länger nicht beantwortet … als Feuerwehrmann oder Straßenbahnfahrer wäre das deutlich schwieriger.“
Für seine Jubiläumsspende hat sich der Rekordspender allerdings den halben Tag freigenommen, denn zu diesem seltenen Event erwarteten ihn der Institutsleiter, das Kassler Team der Hausspende, sowie die Lokale Tageszeitung HNA.
Mit einem Präsentkorb, einem großzügigen Einkaufsgutschein und einem liebevoll zur Schleife gebundenen Verband am linken Ellenbogen fuhr der Heldenspender nach seiner 500. Spende - wie gewohnt fit und munter - mit dem Fahrrad zurück nach Hause.
Wir danken, im Namen aller Patentinnen und Patienten, Herrn Machal für sein unermüdliches Engagement und freuen uns jetzt schon auf seine 750. Spende :) !