Sana Klinikum Offenbach ist jetzt Partner der Frauenmilchbank Hessen
04.04.2022
Vom kleinen Frühchen zum aufgeweckten, gesunden Kleinkind – dank gespendeter Frauenmilch. Was einfach klingt, verlangt viel Bemühung, Einsatz und Expertise. Das Sana Klinikum Offenbach unterstützt die Frauenmilchbank Hessen des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg – Hessen ab sofort als Klinikpartner.
Hessens erste und bislang einzige Frauenmilchbank freut sich über die Unterstützung
Die Versorgung Neugeborener durch Frauenmilch von Personen, die nicht die leibliche Mutter des Kindes sind, gab es schon im Altertum in Form von Ammen. Hessens erste und bislang einzige Frauenmilchbank ist im Institut Frankfurt des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg – Hessen unter Leitung von Frau Dr. Veronika Brixner und ihrem Team beheimatet. Die Frauenmilchbank schließt eine wichtige Versorgungslücke für Frühchen und kranke Neugeborene.
„Wir freuen uns, mit dem Sana Klinikum Offenbach einen weiteren starken Partner an unserer Seite dazugewonnen zu haben“, betont Dr. Veronika Brixner, die die Frauenmilchbank Hessen am Institut Frankfurt leitet. „Besonders unseren jüngsten Patientinnen und Patienten möchten wir den bestmöglichen Start ins Leben bieten. Die Frauenmilchspende kann dabei eine wichtige Rolle spielen. In der Frauenmilchbank Hessen haben wir nun eine Kooperationspartnerin gefunden, welche dieselben hohen Qualitäts- und Sicherheitsansprüchen an die Spendermilch stellt wie wir", erklärt Dr. Matthias Engler, leitender Arzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Sana Klinikum Offenbach.
Die Frauenmilchbank wurde im Jahr 2019 als Kooperationsprojekt zwischen dem DRK Blutspendedienst Baden-Württemberg - Hessen Institut Frankfurt am Main und der Neonatologie der Klinik für Kinder - und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Frankfurt auf eine Initiative von Prof. Rolf Schlößer hin gegründet.
Bis heute konnten mithilfe der Frauenmilchbank Hessen rund 70 Frühgeborene, darunter auch Zwil-linge und Drillinge mit einem Geburtsgewicht von unter 500 Gramm, unterstützt werden. Bislang konnte der DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg – Hessen über 3.400 Fläschchen pasteurisierter Frauenmilch zur Verfügung stellen.
Einsatz und Bedeutung von Frauenmilch für Frühgeborene
Muttermilch ermöglicht dem Neugeborenen einen optimalen Start ins Leben. Besonders Frühgeborene und kranke Neugeborene profitieren von der idealen Zusammensetzung der Muttermilch.
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass mit humaner Milch ernährte Frühgeborene seltener an schwerwiegenden Darmproblemen leiden als diejenigen, die mit künstlicher Säuglingsnahrung ernährt werden. Frauenmilch hat nachweislich einen positiven Einfluss auf die Entwicklung des Nerven-, Verdauungs- und Immunsystems. Daher ist Frauenmilch auch die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene alternative Ernährungsform, wenn keine Muttermilch verfügbar ist. Denn nicht jede Mutter kann mit eigener Muttermilch ihr Kind stillen. Gerade bei Frühgeborenen ist der Körper der Mutter oft noch nicht bereit das Frühchen zu stillen. Wenn die Milch der eigenen Mutter nicht zur Verfügung steht oder nicht ausreicht, kann Spendermilch aus einer Frauenmilchbank überlebenswichtig sein.
Aus der Sicht eines Säuglings ist Muttermilch die Milch der eigenen Mutter. Frauenmilch hingegen bezeichnet humane Milch einer anderen Frau.
Der Weg der Frauenmilchspende und wie Mütter zu Spenderinnen werden
Der DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg – Hessen sammelt Milch von vorher durch die Kli-nikpartner informierten und registrierten gesunden Spenderinnen und verarbeiten diese dann so weiter, dass sie an teilnehmenden Perinatalzentren an Neugeborene verfüttert werden kann. Im Rahmen dieser Verarbeitung werden durch Pasteurisierung beispielsweise potentielle Krankheitserreger abgetötet. Die Milch wird hinsichtlich verbliebener Keime und enthaltener Nährstoffe untersucht und temperaturüberwacht gelagert. Dann kann sie an Frühgeborene der teilnehmenden Klinik, die keine Milch der eigenen Mutter erhalten können, abgegeben werden.
„Frühchen sind sehr kleine und sensible Patienten. Wir verarbeiten die Frauenmilch bewusst nach hohen Hygiene- und Qualitätsstandards. Wo immer möglich und sinnvoll, wenden wir die gleichen Qualitätskriterien wie bei der Herstellung von Arzneimittel an. Ein derart hoher Standard ist gesetzlich nicht vorgeschrieben - für uns aber selbstverständlich und eine Herzensangelegenheit“, sagt Dr. Veronika Brixner.
- Quarantänelagerung der Milch: Nur Milch, die zwischen zwei unauffälligen Blutuntersuchungen gespendet wurde, wird verwendet.
- Qualitätskontrolle der Milch: Nur wenn alle Werte vorgegebenen Standards entsprechen und die Milch frei von Keimen ist, wird die Milch an das Perinatalzentrum abgegeben.
- Milchspenden werden nicht vergütet: Dadurch wird ausgeschlossen, dass Milchspenden aus falscher Motivation gemacht werden.
Spenden können Frauen, die in dem teilnehmenden Perinatalzentrum entbunden haben. In der Regel werden potenzielle Spenderinnen vom Klinikpersonal angesprochen. Das medizinische Personal vor Ort kann am besten über die Voraussetzungen aufklären. Die Neonatologie organisiert die Auf-klärung der potentiellen Spenderin, gibt eine Anleitung zur Muttermilchspende und organisiert die Blutabnahme für das Spenderscreening. Nach dem Spenderscreening steht der Registrierung in der Frauenmilchbank nichts im Weg.
ⓘ Finanzierung und teilnehmende Kliniken
Die Versorgung eines Frühgeborenen mit gespendeter Frauenmilch ist aufgrund des großen Aufwands, der mit der Sammlung, Lagerung, Herstellung und Testung der Frauenmilch verbunden ist, deutlich teurer als kuhmilchbasierte Formula-Nahrung. Leider wird dieser Mehraufwand für die Kliniken bislang noch nicht durch die Krankenkassen finanziert bzw. unterstützt. In einigen Bundesländern gibt es bereits Förderprogramme für die Errichtung von Frauenmilchbanken. Auch für Hessen wäre ein Förderprogramm wünschenswert.