Geschrieben am: 01.02.2021
Bei schweren Augenerkrankungen hilft ein Serum aus dem eigenen Blut
Wie Autologe Serumaugentropfen Beschwerden lindern
Ein alltägliches Problem für viele Menschen sind „Trockene Augen“, die durch zu geringem Tränenfluss entstehen, für die Betroffenen geht das meist mit Schmerzen und Sehstörungen einher. Die Ursachen sind vielschichtig: nachlassende Tränenproduktion im Alter, Entzündungen der Augenoberfläche, Augenoperationen oder Kontaktlinsen. Genauso können aber auch Umweltbelastungen wie Zigarettenrauch, trockene Heizungsluft, Klimaanlage, Autogebläse, Bildschirmarbeit oder Zugluft ursächlich für die Beschwerden sein. Diese werden mit den herkömmlichen Augentropfen aus der Apotheke behandelt. Bei Patienten mit schweren Krankheitsbildern, wie dem Sjögren-Syndrom, rheumatischen Erkrankungen, HIV oder Tumorerkrankungen oder Abstoßungsreaktionen nach Stammzelltransplantationen, werden die Serumaugentropfen eingesetzt.
„Die Behandlung soll bei Patienten mit dem sogenannten „Trockenem Auge“ das normale Gleichgewicht der Augenoberfläche und des Tränenfilms wieder herstellen und so durch eine einer Verbesserung des Augenkomforts zu mehr Lebensqualität verhelfen“, sagt Oberarzt Dr. med. Uwe Sievert vom Institut für Transfusionsmedizin in Chemnitz des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost. „Das Serum hat ähnliche Eigenschaften wie die Tränenflüssigkeit. Es benetzt die Oberfläche besser als wässrige Lösungen“, erklärt der Transfusionsmediziner. Die wundheilungsfördernde Potenz geht vermutlich von Enzymen, Proteinen, Wachstumsfaktoren und Vitaminen aus, die bei der Gerinnung von Blut freigesetzt werden. „Schon nach zwei Tagen hatte meine Frau deutlich weniger Schmerzen“, berichtet der Ehemann einer Patientin, die erstmals mit Serumaugentropfen aus eigenem Blut behandelt wurde.
Informationen zu den autologen Serumaugentropfen
Was sind autologe/allogene Serumaugentropfen?
Serumaugentropfen sind Augentropfen, die aus dem Serum des eigenen Blutes hergestellt werden und nur für den Spender selbst verwendet werden dürfen. Ist der Spender nicht in der Lage sein eigenes Blut zu spenden, steht seit kurzem auch die Möglichkeit zur Verfügung, das Blut von ausgewählten fremden Spendern zu verwenden.
Wann kommen diese zum Einsatz?
Einsatzgebiete sind die schweren Formen des „Trockenen Auges“ (Keratokonjunktivitis sicca), Abstoßungs-reaktionen am Auge nach Knochenmark- oder Stammzelltransplantationen, sowie schwere chronische Bindehaut- und Hornhauterkrankungen nach Verätzungen oder Verbrennungen (Limbusstammzellinsuffizienz der Hornhaut). Oft stellen Serumaugentropfen bei diesen Erkrankungen die einzige wirksame Behandlung dar, da herkömmliche Methoden nicht mehr helfen.
Wo kann die Eigenblutspende für die Augentropfen geleistet werden?
Entnommen wird das Blut in den Instituten des DRK-Blutspendedienst Nord-Ost Berlin/Potsdam, Chemnitz, Cottbus, Dresden, Leipzig, Lütjensee, und Plauen. Die Verarbeitung und Herstellung der Augentropfen er-folgt im Institut für Transfusionsmedizin in Chemnitz.
Wer stellt die Diagnose?
Die Diagnose stellt der Augenarzt und füllt den Anforderungsschein für den Blutspendedienst aus. Gleichzei-tig erhalten Erkrankte ein Rezept für die Apotheke, in der sie die Tropfen später abholen können.
Wer trägt die Kosten?
Der Patient stellt mit seinem Augenarzt eine Anfrage an die Krankenkasse, die in der Regel die Kosten trägt.
Ablauf zur Gewinnung und Herstellung der autologen Serumaugentropfen
Nach der Terminabsprache zur Entnahme des Blutes mit dem DRK-Blutspendedienst erfolgt zunächst eine ärztliche Untersuchung beim Blutspendedienst. Der Gesundheitszustand des Patienten muss eine Spende zulassen. Es sollten keine gerinnungshemmenden Medikamente eingenommen werden.
Entsprechend der Blutwerte wird dann eine patientenindividuelle Menge von 300 ml bis zu 500 ml Vollblut entnommen. Nach der Entnahme wird das Blut auf bestimmte Krankheiten untersucht, wie bei einer regulären Blutspende auch.
Wie erfolgt die Herstellung der Augentropfen?
Die Aufbereitung erfolgt im Produktionsbereich des DRK-Blutspendedienstes. Durch eine spezielle Zentrifugation wird das Serum von den übrigen Bestandteilen getrennt. Danach wird es in kleine Applikatoren abgefüllt und bei minus 30 °C eingefroren. Ein Applikator enthält eine Menge zwischen 1,5 und 2 ml Serum und reicht für einen Tag. Es können 34, 70 oder 106 Applikatoren gefüllt werden. Die Applikatoren sind dann bei einer Lagerung von unter minus -18 °C ein halbes Jahr verwendbar. Nach 8 – 10 Tagen liefert der DRK-Blutspendedienst die Tropfen an die vorab festgelegte Apotheke. Auch für den Transport nach Abholung der Tropfen bei der Apotheke muss die Lagerungstemperatur von unter minus -18°C eingehalten werden.
Wie kommen die Augentropfen zur Anwendung?
Die Augentropfen dürfen nur vom Patienten selbst genutzt werden. Die Applikatoren werden vor der Anwendung zunächst im Kühlschrank aufgetaut. Danach gelangt mit leichtem Druck auf den Applikator ein Tropfen direkt in das erkrankte Auge.
Häufig gestellte Fragen
Autologe Serumaugentropfen werden bei trockenen Augen eingesetzt und sollen das Gleichgewicht der Augenoberfläche und des Tränenfilms wieder herstellen. Da die autologen Serumsaugentropfen aus dem Serum des eigenen Bluts und somit für jeden Menschen individuell hergestellt werden, dürfen auch nur die jeweiligen Spender die Augentropfen benutzen.
Die autologen Serumsaugentropfen aus Eigenblut dürfen nur von der Person verwendet werden, die auch das Blut gespendet hat.