Geschrieben am: 11.11.2020
So unterscheidet sich die Blutgruppe 0 Rhesus D (RhD) negativ von anderen Blutgruppen
Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) tragen auf ihrer Oberfläche Moleküle, die als Antigene bezeichnet werden. Die Zusammensetzung dieser Oberflächenmoleküle bestimmt die jeweilige Blutgruppe. Das AB0-Blutgruppensystem bezieht sich auf die Antigene A und B, die auch namensgebend für die Blutgruppen sind:
• Rote Blutkörperchen der Blutgruppe A besitzen Antigen A.
• Rote Blutkörperchen der Blutgruppe B besitzen Antigen B.
• Rote Blutkörperchen der Blutgruppe AB besitzen beide Antigene A und B.
• Rote Blutkörperchen der Blutgruppe 0 besitzen keines der beiden Antigene.
Neben der AB0-Blutgruppe tragen die roten Blutkörperchen noch Antigene aus über 35 anderen Blutgruppensystemen. In der Rhesus (Rh)-Blutgruppe ist der Rhesusfaktor besonders wichtig. Der Mensch wird als RhD positiv bezeichnet, wenn seine roten Blutkörperchen das Antigen D aufweisen. Ist der Mensch RhD negativ, besitzen seine roten Blutkörperchen das Antigen D nicht. Bei einem Menschen mit der Blutgruppe 0 RhD negativ ist also auf der Oberfläche seiner roten Blutkörperchen keines der drei Antigene A, B und D zu finden.
Welche Blutgruppen gibt es?
Es gibt mehr als 35 verschiedene Blutgruppensysteme. Das AB0- und das Rhesus-Blutgruppensystem sind die bekanntesten und für Bluttransfusionen am wichtigsten. Sie umfassen folgende acht Blutgruppenkombinationen: A+, A-, B+, B-, AB+, AB-, 0+ und 0-
Weitere Informationen dazu findest Du in unserem Blogartikel "Welche Blutgruppen gibt es? Ein kleines Lexikon zum AB0-Blutgruppensystem".
Im Blut eines Menschen passen Antikörper und Antigene zusammen
In unserem Blut befinden sich Antikörper gegen diejenigen Antigene des AB0-Blutgruppensystems, welche die eigenen roten Blutkörperchen nicht besitzen. So haben zum Beispiel Personen mit der Blutgruppe A Antikörper gegen das Antigen B (= Anti-B) in ihrem Blut und Personen mit der Blutgruppe B Antikörper gegen das Antigen A (= Anti-A). Diese Antikörper würden eine Verklumpung des Blutes verursachen, wenn durch eine Transfusion fremde Erythrozyten mit dem entsprechenden Antigen ins Blut gelangen würden. Deshalb ist es wichtig, dass bei Bluttransfusionen die Blutgruppen des Spenders zu der des Empfängers passen. Ebenso spielt der Rhesusfaktor D bei der Blutgruppen-Kompatibilität eine bedeutsame Rolle. So sollen RhD-negative Personen von Notfällen abgesehen nur RhD-negatives Blut bekommen.
0 RhD negativ ist die Blutgruppe der Universalspender
Die Blutgruppe 0 RhD-negativ stellt eine Besonderheit dar, weil sich keines der Antigene A, B oder D auf den roten Blutkörperchen befindet. Deswegen kann es zu keiner Antigen-Antikörper-Reaktion im AB0- oder RhD-System kommen, wenn jemand mit einer anderen Blutgruppe 0 RhD-negative rote Blutkörperchen erhält, obwohl sich Antikörper gegen A, B oder auch D eventuell in seinem eigenen Blut befinden. Beinahe jeder kann also Blutkörperchen der Blutgruppe 0 RhD negativ als Transfusion erhalten. Daher werden Personen mit dieser Blutgruppe als Universalspender bezeichnet. Dies ist vor allem bei Notfällen sehr nützlich, wenn keine Zeit zum Testen der Blutgruppe ist. Die Patienten können dann ohne Zeitverzug eine solche Universalspende der roten Blutkörperchen (= Erythrozytenkonzentrate; EK) bekommen. Abgesehen von Notfällen wird jedoch darauf geachtet, dass die Blutgruppe der Spende mit der Blutgruppe des Empfängers übereinstimmt.
0 RhD negativ ist ziemlich selten
Lediglich 6 Prozent der Menschen in Deutschland haben die Blutgruppe 0 RhD negativ. Das liegt hauptsächlich am weit verbreiteten Rhesusfaktor D, da die Blutgruppe 0 eigentlich recht häufig ist. Schließlich ist die Blutgruppe 0 positiv hierzulande die zweithäufigste, wie die Blutgruppen-Verteilung zeigt. Aufgrund der Seltenheit und universellen Einsatzmöglichkeit von 0 RhD negativem Blut ist es bei Blutspendediensten ganz besonders gefragt, auch wenn jede Blutspende enorm wichtig ist. Hinzu kommt, dass 0 RhD negative Personen selbst ausschließlich 0 RhD negatives Blut erhalten können.
Die Vererbung der Blutgruppe 0 RhD negativ
Jeder Mensch besitzt eine mütterliche und eine väterliche Variante des Gens, das die Blutgruppe A, B oder 0 bestimmt. Bei der Blutgruppe 0 müssen beide Varianten das Merkmal 0 haben, da die Merkmale A und B dem Merkmal 0 gegenüber dominant sind. Es liegt dann der Genotyp 00 vor. Wenn ein Kind die Blutgruppe 0 hat, muss bei beiden Elternteilen mindestens eine der Genvarianten das Merkmal 0 aufweisen. Die Eltern können also die Genotypen A0 (= Blutgruppe A), B0 (= Blutgruppe B) oder 00 (= Blutgruppe 0) haben. Ähnlich funktioniert die Blutgruppen-Vererbung beim Rhesusfaktor D, bei der die Rh-positive Eigenschaft (D) gegenüber der Rh-negativen Eigenschaft (d) dominant ist. Das bedeutet, Eltern mit den Genotypen Dd oder dd können RhD-negative Kinder bekommen. Da der Genotyp Dd zu einer RhD-positiven Blutgruppe führt, können auch RhD-positive Eltern ein RhD-negatives Kind haben, falls von beiden Eltern die „kleinen d´s“ an das Kind vererbt wurden.
Sei ein Lebensretter und spende Blut - egal mit welcher Blutgruppe!
Die Blutgruppe 0 RhD-negativ spielt als Universalblutgruppe eine sehr wichtige Rolle in der Notfallmedizin. Leider gibt es nur recht wenige Personen mit dieser Blutgruppe, weshalb wir diese Menschen ganz besonders zur Blutspende aufrufen. Wenn Du selbst schon zu den 0 RhD-negativen Universalspendern gehörst, motiviere doch Deine Verwandtschaft zur Blutspende. Die Chance ist nämlich vergleichsweise hoch, dass einer von ihnen ebenfalls 0 RhD-negatives Blut hat. Aber auch wenn Du eine andere Blutgruppe hast oder Deine Blutgruppe noch nicht kennst, besuche gerne einen unserer Blutspendetermine. Denn wir freuen uns über jede einzelne lebensrettende Blutspende!
Häufig gestellte Fragen
In Deutschland haben nur 6 Prozent der Menschen die Blutgruppe 0 RhD negativ. Weltweit betrachtet besitzen ca. 7 Prozent der Weltbevölkerung 0 RhD negatives Blut.
Personen mit der Blutgruppe 0 RhD negativ sind Universalblutspender.
Bei der Blutgruppe 0 RhD negativ befindet sich keines der Antigene A, B oder D auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen. Dadurch ist sie auch für Menschen mit der Blutgruppe A, B oder AB – sowohl mit positivem als auch negativem Rhesusfaktor D – als Blutspende geeignet, denn deren Antikörper können auf kein entsprechendes Antigen treffen und das Blut verklumpt nicht.