Geschrieben am: 23.06.2020
Blutspenden retten Leben. Pro Tag werden hierzulande circa 15.000 Blutspenden zur Behandlung der Patienten in den deutschen Kliniken benötigt. Doch Blut kann nicht einfach beliebig übertragen werden. Jeder Mensch benötigt im Bedarfsfall eine zu seiner Blutgruppe passende Spende. Umso wichtiger ist also die Frage nach der Blutgruppen-Kompatibilität: Wer kann wem Blut spenden?
Blutgruppe und Rhesusfaktor
Ist ein Patient auf eine Blutspende angewiesen, müssen die zentralen Merkmale von Spender- und Empfängerblut übereinstimmen. Anderenfalls kann es zu lebensgefährlichen Komplikationen kommen. Die zwei wichtigsten Blutmerkmale sind die Blutgruppe und der Rhesusfaktor. Beide Eigenschaften entscheiden darüber, wer wem Blut spenden kann. Welche Blutgruppe und Rhesusfaktor man selber hat, hängt von den Eltern ab. Denn sie geben diese Eigenschaften entsprechend der mendelschen Regeln der Blutgruppen-Vererbung an ihr Kind weiter.
Die Blutgruppe ist ein individuelles Blutmuster, das jeder Mensch besitzt und das von den roten Blutkörperchen (Erythrozyten) bestimmt wird. Die Erythrozyten enthalten auf ihrer Hülle viele unterschiedliche Eiweiße. Diese Eiweiße, die den roten Blutkörperchen ihre Oberflächenstruktur verleihen, werden auch Antigene genannt. Aus den unterschiedlichen Mustern der Antigene ergeben sich die vier Blutgruppen A, B, AB und 0, die eine unterschiedliche Blutgruppen-Verteilung in der deutschen Bevölkerung aufweisen und folgende Eigenschaften haben:
- Blutgruppe A: erhält das Antigen A
- Blutgruppe B: enthält das Antigen B
- Blutgruppe AB: enthält beide Antigene A und B
- Blutgruppe 0: enthält keine Antigene
Bei einer Transfusion muss die Blutgruppen-Kompatibilität zwischen Spender und Empfänger gegeben sein. Wäre dies nicht der Fall, würden sich die gebildeten Antikörper mit den Antigenen auf den Erythrozyten verbinden und verklumpen. Das kann lebensgefährliche Folgen haben. Vor der Entdeckung des ABO-Systems durch Karl Landsteiner endeten Bluttransfusionen oft tödlich, da sie nur zufällig erfolgten. Um solche Zwischenfälle zu vermeiden, führen Kliniken heutzutage unmittelbar vor der Blutübertragung einen Bedside-Test (ABO-Identitätstest) durch. Hierbei wird dem Patienten direkt am Krankenbett eine Blutprobe entnommen und noch vor Ort geprüft, mit welchem Antigen diese auf dem Testfeld reagiert und an welcher Stelle es zu einer Verklumpung kommt. Entsprechend kann man Rückschlüsse auf die Blutgruppe des Patienten ziehen.
Die Blutgruppe darf bei einer Bluttransfusion jedoch nicht separat betrachtet werden. Denn der Rhesusfaktor bestimmt ebenfalls, wer wem Blut spenden kann. Der Rhesusfaktor ist entweder positiv (RhD+) oder negativ (RhD-) und unterteilt die vier Blutgruppen dahingehend, ob spezielle Proteine auf der Zellmembran der Erythrozyten vorkommen (RhD+) oder nicht (RhD-). Dieses Merkmal hat vor allem für Rhesus-negative Patienten eine wichtige Funktion, denn sie dürfen ausschließlich Rhesus-negatives Blut erhalten. Bei Rhesus-positiven Personen spielt es keine Rolle. Sie vertragen sowohl Rhesus-positives als auch Rhesus-negatives Blut. Folglich sind Blutspenden, denen das Rhesusmerkmal fehlt, besonders gefragt – allen voran die Blutgruppe 0 Rhesus negativ. Aber auch die Bombay Blutgruppe ist eine sehr seltene Blutgruppe, für die Blutspenden benötigt werden.
Welche Blutgruppen passen zusammen?
In Kombination mit dem Rhesusfaktor ergeben sich also insgesamt 8 Blutgruppen: A+, A-, B+, B-, AB+, AB-, 0+ und 0-. Die folgende Grafik zeigt, wer wem Blut spenden kann beziehungsweise von welchen Personen man selbst eine Spende erhalten darf:
Schauen wir uns zunächst nur die Blutgruppen an, bei denen das Antigen A oder B vorkommt (A+, A-, B+, B-). Ganz allgemein geht aus der Abbildung hervor, dass Personen mit einer Rhesus-negativen Blutgruppe für viele Patienten als Spender in Frage kommen, aber selbst nur von einer geringeren Auswahl Blut erhalten können – also das genaue Gegenteil von Rhesus-positiven Menschen. Nehmen wir als Beispiel die Blutgruppe B Rhesus negativ. Personen mit dieser Blutgruppe können für alle Blutgruppen-Träger spenden, in denen das Antigen B vorkommt (B+, B-, AB+, AB-). Der Rhesusfaktor hat an dieser Stelle keine Bedeutung. Anders sieht es jedoch aus, wenn ein Patient mit dieser Blutgruppe auf eine Transfusion angewiesen ist. In dem Fall darf die spendende Person auf keinen Fall eine Blutgruppe besitzen, in der das A-Antigen vorkommt. Erschwerend kommt noch hinzu, dass der Empfänger rhesus-positives Blut nicht verträgt. Demnach ist die Blutgruppe nur kompatibel mit B Rhesus negativ oder 0 Rhesus negativ.
Bei den Blutgruppen mit beiden Antigenen A und B verhält es sich ein wenig anders (AB-, AB+). So können beispielsweise Träger mit AB Rhesus positiv nur für Personen mit dergleichen Blutgruppe spenden, da zwingend beide Antigene im Empfängerblut vorkommen müssen. Gleichzeitig haben sie jedoch im Notfall die größte Auswahl an potentiellen Spendern. Denn sie können von allen verfügbaren Blutgruppen eine Transfusion erhalten, da erstens der Rhesus-Faktor keine Rolle spielt und zweitens immer nur ein Antigen benötigt wird. Zudem ist auch eine Übertragung von Blutgruppe 0 möglich, der eine ganz spezielle Bedeutung in der Transfusionsmedizin zukommt.
Die besondere Bedeutung der Blutgruppe 0
Unabhängig vom Rhesusfaktor ist die Blutgruppe 0 deshalb so besonders, weil sie aufgrund der fehlenden Antigene beim Transfusionsempfänger keine Antikörper hervorruft und eine Verklumpung somit ausbleibt. Folglich können auch Personen mit A- und/oder B-Antigenen das Blut erhalten.
Die Blutgruppe 0 Rhesus negativ ist dabei die begehrteste aller Blutgruppen. Die Träger heißen Universalspender, da sie mit ihrem Blut jedem Patienten helfen können. Warum das so ist? Rhesus-negative Personen können für beide Rhesus-Merkmale spenden. Da die Blutgruppe 0 zudem kein bestimmtes Antigen beim Empfänger erfordert, ist sie mit allen Blutgruppen kompatibel (A+, A-, B+, B-, AB+, AB-, 0+, 0-). Gerade bei der Versorgung von Notfallpatienten ist die Blutgruppe 0 negativ sehr gefragt, da sie ohne vorherige Testung universell einsetzbar ist. Allerdings können Träger mit 0 Rhesus negativ im Bedarfsfall auch nur Blutkomponenten dieser Blutgruppe erhalten.
Trotz der besonderen Eigenschaften der Blutgruppe 0 Rhesus negativ, ist natürlich jede Blutspende extrem wichtig und rettet Leben. Unser Blutgruppenbarometer zeigt dabei tagesaktuell an, welche Blutgruppe im Moment besonders dringend benötigt wird. Wenn du deine Blutgruppe nicht kennst und bei der Blutspende mindestens das Alter von 18 Jahren erreicht hast, dann komm einfach auf einen unserer zahlreichen DRK-Blutspendetermine vorbei. Dort bestimmen wir im Rahmen deiner Erstspende deine Blutgruppe. Nach 6 bis 8 Wochen erhältst du dann deinen persönlichen Blutspendeausweis mit allen wichtigen Informationen. Fine einen passenden Blutspendetermin und reserviere einfach online.
Häufig gestellte Fragen
Ob Blutgruppen kompatibel miteinander sind, ist auch vom Rhesusfaktor abhängig. Hat ein Empfänger einen negativen Rhesusfaktor, darf er nur Blut von Rhesus-negativen Spendern erhalten. Rhesus-positive Patienten hingegen dürfen sowohl Blut von Rhesus-positiven als auch Rhesus-negativen Spendern erhalten.
Wer wem Blut spenden kann ist sehr komplex, da nicht nur die Blutgruppe, sondern auch der Rhesusfaktor entscheidend ist. Oben findest du eine übersichtliche Infografik, die genau zeigt, wer wem Blut spenden kann. Eine Besonderheit stellt die Blutgruppe 0 negativ dar, da Spenden dieser Blutgruppe mit jeder anderen Blutgruppe kompatibel sind.