Geschrieben am: 29.05.2020
Die Medizin hat in den vergangenen Jahrzehnten enorme Fortschritte gefeiert. Dennoch gibt es eine riesige Lücke, die bis heute nicht geschlossen werden konnte: Blut lässt sich nicht künstlich herstellen. Das heißt, viele Patienten sind zum Überleben zwingend auf Blutspenden angewiesen.
Dabei gibt es nicht nur DIE EINE Blutspende, sondern vielmehr können mehrere Blutspendearten unterschieden werden. Neben der klassischen Blutspende (Vollblutspende) bietet das DRK auch das Blutplasma oder Thrombozyten spenden an. Wie sich diese Formen voneinander unterscheiden und was es mit der Eigenblutspende auf sich hat, zeigen wir dir im Folgenden.
Die klassische Blutspende (Vollblutspende)
Die „normale“ Blutspende oder auch Vollblutspende ist die häufigste Spendeart, da sie nicht nur in den Instituten des DRK-Blutspendedienstes, sondern auch auf den mobilen Außenterminen - quasi direkt vor eurer Haustür - wie zum Beispiel in Schulen, Rathäusern oder anderen öffentlichen Einrichtungen durchgeführt wird.
Bei der Vollblutspende wird ein halber Liter Blut mit all seinen Bestandteilen, den sogenannten Blutkomponenten (Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten, Blutplasma), über die Armvene entnommen und danach aufgetrennt. Das hat den Vorteil, dass die daraus entstehenden Präparate für mehrere Menschen und unterschiedliche Zwecke einsetzbar sind. Den Empfängern werden quasi nur die Blutkomponenten zugeführt, die sie tatsächlich benötigen. Mit einer einzigen DRK-Blutspende können so bis zu drei Patientenleben gerettet werden. Die Vorstellung von einem Blutbeutel, der gespendet und in genau dieser Form dem betroffenen Patienten verabreicht wird, ist also falsch. Eine Blutkonserve hat eine Haltbarkeit von maximal 42 Tagen.
Da der Körper einige Zeit benötigt, damit sich das Blut regenerieren kann, muss der Abstand zwischen zwei Blutspenden mindestens 8 Wochen betragen. Nach den derzeitigen gesetzlichen Bestimmungen dürfen Männer sechsmal pro Jahr Blut spenden – Frauen nur viermal aufgrund des geringeren Hämatokritwerts. Sie besitzen also weniger rote Blutkörperchen (Erythrozyten) als Männer. Die DRK-Blutspende dauert etwa 5 bis 10 Minuten. Einschließlich der Voruntersuchung, der Ruhepause und des Imbisses sollte man also rund eine Stunde Zeit einplanen. Damit wir die Sicherheits- und Hygienemaßnahmen während der Corona-Pandemie gewährleisten können, ist aktuell eine Online-Terminreservierung für mobile Blutspendetermine notwendig.
Die Plasmaspende
Das Blutplasma ist der flüssige Bestandteil des Blutes. Es besteht zu 90 Prozent aus Wasser und übernimmt als Transport- und Speichermedium im Körper lebenswichtige Aufgaben.
Beim Plasmaspenden wird ausschließlich Blutplasma entnommen. Im Gegensatz zur normalen Blutspende zerlegt ein spezielles Gerät das entnommene Blut beim Plasmaspenden direkt in seine einzelnen Komponenten (Plasmapherese). Die nicht benötigten Blutbestandteile (Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten) werden dem Spender sofort wieder zurückgeführt – nur das Plasma, eine gelbliche Flüssigkeit, bleibt in einem Beutelsystem übrig. Je nach Körpergewicht werden 650, 750 oder 850 Milliliter Blutplasma entnommen. Diese Spendeart wird angeboten, da das - im Rahmen der Vollblutspende - entnommene Plasma nicht den notwendigen Gesamtbedarf decken kann.
Blutplasma wird hauptsächlich zur Herstellung von Medikamenten benötigt, die Patienten erhalten, deren Blut aufgrund von bestimmten Krankheiten nicht mehr seine Funktionen erfüllen kann – zum Beispiel bei Blutgerinnungsstörungen (Bluter) oder lebensgefährlichen Abwehrschwächen (z. B. HIV, Primäre Immundefizienz, Kawasaki-Syndrom).
Da beim Plasmaspenden die festen Blutbestandteile direkt wieder in den Blutkreislauf zurückgehen, ist ein relativ kurzer Spendeabstand möglich. Es können bis zu 60 Plasmaspenden pro Jahr geleistet werden. Zwischen zwei Spenden müssen mindestens 2 Tage liegen. Wir empfehlen jedoch einen Abstand von etwa 7 Tagen einzuhalten. Wenn man zusätzlich Vollblut spendet, sollten bis zur nächsten Plasmaspende ungefähr 10 Tage vergehen. Die Plasmapherese ist zeitlich deutlich aufwändiger als die Vollblutspende und dauert in der Regel zwischen 30 und 45 Minuten. Eine Voranmeldung ist deshalb notwendig. Zudem erhalten die Spender für den Mehraufwand bei der Plasmaspende eine Aufwandsentschädigung. Das Blutplasma ist gefroren bis zu zwei Jahre haltbar.
Die Thrombozytenspende (Zellapherese)
Als Thrombozyten werden die Blutplättchen im menschlichen Körper bezeichnet. Sie spielen unter anderem beim Wundverschluss, der Blutgerinnung und der Immunabwehr eine entscheidende Rolle.
Die Thrombozytenspende (Zellapherese) ist ähnlich wie eine Plasmaspende aufgebaut. Mithilfe einer Maschine werden Thrombozyten sowie ein kleiner Teil Plasma aus dem Blut gefiltert, während die restlichen Komponenten in den Körper zurückwandern. Beim Thrombozyten spenden lassen sich fünf- bis sechsmal mehr Blutplättchen gewinnen als durch eine Vollblutspende.
Eine Thrombozytenspende erhalten viele Patienten, die an Leukämie oder anderen Krebserkrankungen leiden und Blutplättchen während ihrer Therapie (z. B. nach einer Knochenmarktransplantation) nicht mehr nachbilden können. Ebenso gilt dies für Patienten mit Lebertransplantation oder großen Blutungen nach Operationen oder Unfällen. Ohne Thrombozyten wären diese Patienten (inneren) Blutungen hilflos ausgeliefert, da in dem Fall keine Blutgerinnung stattfinden würde.
Da bei der Thrombozytenspende nur ein bestimmter Teil des Blutes entnommen wird, kann man in der Regel 26 Mal im Jahr – also alle 14 Tage – Blutplättchen spenden. Vollblutspenden können parallel durchgeführt werden. Allerdings sollten hier mindestens zwei Tage dazwischen liegen. Das Thrombozyten spenden dauert zwischen 60 und 120 Minuten.
Gespendete Thrombozyten sind lediglich vier Tage haltbar. Wenn also absehbar ist, dass ein Patient Thrombozyten benötigt, werden die in Frage kommenden Spender angerufen und noch für denselben oder den folgenden Tag ein Spendetermin vereinbart. Üblicherweise werden Thrombozytenspender aus dem Pool der Plasmaspender ausgewählt. Da die Thrombozytenspende mit einer hohen zeitlichen Flexibilität und Kooperationsbereitschaft verbunden ist, erhalten die Spender eine höhere Aufwandsentschädigung als bei der Plasmaspende.
Eigenblutspende
Ein Spezialfall der Vollblutspende ist die sogenannte Eigenblutspende. Vor einer geplanten Operation, bei der man mit hoher Wahrscheinlichkeit Blutkonserven benötigt, bieten Ärzte teilweise die Möglichkeit an, präventiv ein Eigenblutdepot einzurichten. Falls dann während des Eingriffs eine Transfusion notwendig ist, wird nicht auf gespendetes Fremdblut, sondern auf das Eigene zurückgegriffen.
Die Durchführbarkeit einer Eigenblutspende ist immer abhängig vom individuellen Gesundheitszustand. Es dürfen beispielsweise keine schweren Herz-Lungen-Erkrankungen oder Infektionskrankheiten vorliegen. Die Eigenblutspende bietet den großen Vorteil, dass eventuelle allergische Reaktionen – wie sie vereinzelt bei Fremdblut-Transfusionen auftreten können – ausgeschlossen werden.
In der Regel werden zwei bis vier Eigenblutentnahmen durchgeführt. Die endgültige Entscheidung, ob Patienten als „Selbstspender“ in Frage kommen, trifft der Arzt im DRK-Blutspendedienst - nicht der Arzt in der Ambulanz oder Klinik. Da die Eigenblutkonserven nur maximal 42 Tage haltbar sind, kann höchstens sechs Wochen vor der geplanten Operation mit dem Spendeprozess begonnen werden.
Vergleich zwischen (Voll-)Blutspende, Plasmaspende und Thrombozytenspende
(Voll-)Blutspende | Plasmaspende | Thrombozytenspende | |
---|---|---|---|
Spendeort | DRK-Institute oder mobile Außentermine | DRK-Institute | DRK-Institute |
Menge | 500 Milliliter | 650, 750 oder 850 Milliliter (abhängig vom Körpergewicht) | individuell |
Gespendete Blutbestandteile |
Erythrozyten, Leukozyten, Blutplasma, Thrombozyten |
Blutplasma | Thrombozyten |
Dauer | 5-10 Minuten | 30 - 45 Minuten | 60 - 120 Minuten |
Haltbarkeit (gekühlt) | 42 Tage | 2 Jahre | 4 Tage |
Einsatzgebiete | OP's bei Krebs, Herz-, Magen- & Darmerkrankungen, Unfälle | v.a. Herstellung Medikamente für z.B. Bluter | Krebstherapien, Transplantationen, bei großem Blutverlust durch Unfälle oder OP's |
Spendeabstand | 8 Wochen | 7 Tage | 14 Tage |
Spendeanzahl/Jahr |
Frauen: 4 Mal Männer: 6 Mal |
60 | 26 |
Voranmeldung | Ja | Ja |
Ja |
Aufwandsentsch. | Nein | Ja | Ja |
Häufig gestellte Fragen
Beim Vollblutspenden wird dem Spender Blut mit all seinen Bestandteilen entnommen. Bei einer Plasmaspende (Plasmapherese) wird das Blut allerdings direkt in seine Bestandteile aufgetrennt und so nur das Blutplasma entnommen. Die restlichen Blutbestandteile (Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten) werden dem Spender direkt wieder zurückgeführt. Das ist auch der Grund, weshalb eine kürzere Wartezeit zwischen zwei Plasmaspenden nötig ist.
Bei der Thrombozytenspende (Thrombozytenapherese) wird das Blut des Spenders mithilfe eines Zellseperators nach Thrombozyten und einem Teil kleinen Plasma gefiltert. Die restlichen Blutbestandteile werden dem Spender sofort wieder zurückgeführt. Bei einer Vollblutspende hingegen spendest du dein Blut mit allen Komponenten. Die Aufteilung in die einzelnen Blutbestandteile erfolgt dann erst später im Labor. Mehr Informationen zum Weg deiner Vollblutspende erhältst du in unserem Beitrag „Was passiert mit meiner Blutspende?“.