Geschrieben am: 17.12.2024
Eine Stammzellspende ist bei bestimmten schwerwiegenden Erkrankungen des Blutes die einzige Therapie, die den Betroffenen eine Überlebenschance bietet. Der Aufwand und das Risiko sind für Spender und Spenderinnen meist wesentlich geringer als viele denken, da die Entnahme von Stammzellen in 90 Prozent der Fälle aus dem Venenblut und nicht als Knochenmarkspende aus dem Beckenkamm erfolgt.
Für die Registrierung als Stammzellspender ist keine Blutabnahme notwendig, sondern lediglich ein Wangenabstrich mit einem Wattestäbchen – Angst vor Nadeln sollte man dennoch nicht haben. Das Registrierungsset kannst du dir sogar ganz bequem nach Hause schicken lassen und damit selbst den Abstrich durchführen. Unseren Blutspendediensten ist die Deutsche Stammzellspenderdatei angegliedert. Dort findest du viele Informationen und natürlich die Möglichkeit zur Bestellung des Registrierungssets.
Was ist eine Stammzellspende?
Im Knochenmark befinden sich Stammzellen. Dies sind Vorläuferzellen, aus denen sich die verschiedenen Zellen des Blutes entwickeln. Dazu gehören rote Blutkörperchen (Erythrozyten), weiße Blutkörperchen (Leukozyten) und Blutplättchen (Thrombozyten). Bei Erkrankungen des blutbildenden Systems, umgangssprachlich Blutkrebs, kann für den Fall, dass Chemotherapien oder Bestrahlungen nicht zum gewünschten Ergebnis der Heilung führen und im engeren Familienkreis kein geeigneter Spender gefunden wird, eine erfolgversprechende Behandlung darin bestehen, die kranken Stammzellen durch gesunde Blutstammzellen eines geeigneten Fremdspenders zu ersetzen.
Die gesunden Stammzellen des Spenders sorgen dann beim Patienten hoffentlich für die Neubildung von voll funktionsfähigen Blutzellen. Zumeist können die Stammzellen aus dem Blut des Spenders gewonnen werden. Nur noch selten ist eine Stammzellentnahme aus dem Knochenmark notwendig. Meist wenn die Patienten minderjährig sind. Diese Art der Spende findet unter Vollnarkose in einer dafür zugelassenen Einrichtung statt. Der Krankenhausaufenthalt beträgt drei Tage (Anreise, Entnahme und Überwachung und Entlassung am Folgetag). Die endgültige Entscheidung über die Entnahmeart trifft immer der Spender.
Podcast: Wieso sollte ich Stammzellen spenden?
Was ist eine Stammzellentransplantation?
Bei der Stammzellentransplantation erhält ein Patient gespendete Stammzellen.
- Vor der Transplantation wird zunächst eine Chemotherapie oder Strahlentherapie durchgeführt, um die kranken Stammzellen des Patienten zu zerstören.
- Durch die Transplantation der gesunden Spenderstammzellen soll nun ein neues blutbildendes System im Körper des Patienten entstehen.
- Wie erfolgreich die Stammzellentransplantation ist, hängt unter anderem vom Alter und von der Erkrankung ab. Außerdem ist entscheidend, wie viel Zeit bis zur Transplantation vergeht.
Da die gespendeten Stammzellen genau zu den Gewebemerkmalen des Empfängers passen müssen, kann die Suche nach einem geeigneten Spender länger dauern. Im Idealfall ist schon jemand mit entsprechenden Merkmalen im Spendenregister zu finden.
Stammzellen spenden bei den DRK-Blutspendediensten
Stammzellspende: Ablauf einer peripheren Stammzellentnahme
Wenn deine Gewebemerkmale zu denen eines Patienten passen, nimmt die Organisation, bei der du als Stammzellspender registriert bist, Kontakt zu dir auf. Das kann auch viele Jahre nach deiner Registrierung sein. Wenn du gesund und immer noch zu einer Spende deiner Stammzellen bereit bist, erfolgt eine Bestätigungstypisierung deiner Gewebemerkmale. Diese soll sicherstellen, dass deine Stammzellen wirklich für den Patienten geeignet sind. Dafür kannst du in der Regel zu deinem Hausarzt gehen, der dir Blut abnimmt. Stimmt alles überein, setzt sich der Koordinator deiner Stammzellspenderdatei mit dir in Verbindung und bespricht mit dir den genauen Ablauf.
Voruntersuchungen und endgültige Entscheidung für eine Stammzellspende
Bevor du Stammzellen spenden kannst, erfolgen eine gründliche Voruntersuchung und ein Beratungsgespräch. Die Ärzte prüfen, ob du gesund bist und die Spende voraussichtlich gut verkraften wirst. Dazu führen sie ein paar Wochen vor der Spende:
- eine körperliche Untersuchung durch
- stellen Fragen zur Gesundheit
- machen ein EKG sowie eine Ultraschalluntersuchung
- und lassen relevante Blutwerte im Labor bestimmen
Schließlich spielt nicht nur die Sicherheit des Empfängers, sondern ebenso die des Spenders eine wichtige Rolle. Außerdem erhältst du weitere Informationen zum Ablauf und Risiko der Stammzellspende, zum Versicherungsschutz und zur Erstattung für den Lohnausfall. Wenn medizinisch nichts gegen deine Stammzellspende spricht, musst du dich endgültig für oder gegen die Spende entscheiden. Stimmst du der Stammzellspende zu, beginnt die Vorbereitung des Patienten, die dann nicht mehr umzukehren ist.
Vorbereitung mit Wachstumsfaktoren für eine periphere Stammzellentnahme
Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Spende als sogenannte periphere Stammzellentnahme aus deinem Venenblut erfolgt. Normalerweise befinden sich kaum Stammzellen im Blutkreislauf. Damit das Knochenmark vermehrt Stammzellen produziert und diese in das Blut wandern, wird vier Tage vor der Spende der Wachstumsfaktor G-CSF (Granulocyte-Colony Stimulating Factor) gespritzt. Dieser kommt auch natürlicherweise im Körper vor.
Der Ablauf der Stammzellspende durch Blutentnahme
Die periphere Stammzellentnahme (PBSC) erinnert an eine längere Blutspende. An beiden Armen wird ein Zugang in eine Vene gelegt. Aus der einen Armvene fließt das Blut dann durch ein sogenanntes Apheresegerät. Das Verfahren zur peripheren Stammzellenentnahme heißt deshalb auch Apherese. Das Apheresegerät ist ein Zellseparator, der die benötigten Stammzellen von den übrigen Blutbestandteilen trennt. Das Gerät behält die Stammzellen zurück, während es das restliche Blut wieder in deinen Körper leitet. Die Entnahme dauert drei bis höchstens fünf Stunden. Nach der Spende gibt es zur Stärkung noch etwas zu essen. Manchmal ist am nächsten Tag noch eine zweite Spende erforderlich, wenn die Menge an gewonnenen Stammzellen nach der ersten Sitzung nicht ausreicht. In der Regel kannst du das Entnahmezentrum aber schon direkt nach der Spende verlassen.
Stammzellspende: Ablauf bei einer Knochenmarkentnahme
Eine Stammzellspende aus dem Knochenmark ist etwas aufwändiger.
- Damit sie nicht schmerzhaft ist, findet diese Spendeform unter Vollnarkose statt.
- Ein Arzt punktiert den Beckenkamm des Beckenknochens und entnimmt abhängig vom Gewicht des Spenders 0,5 bis 1,5 Liter eines Knochenmark-Blut-Gemisches.
- Der Eingriff dauert ungefähr eine Stunde.
Nach wenigen Wochen hat der Körper den Verlust wieder ausgeglichen. Eine vorherige Behandlung mit Wachstumsfaktoren ist bei diesem Verfahren nicht erforderlich. Wenn du dich als Stammzellspender registrierst, solltest du grundsätzlich mit beiden Verfahren einverstanden sein. Vielleicht hilft dir der Hinweis, Knochenmark nicht mit Rückenmark zu verwechseln. Das Rückenmark ist ein Teil des Nervensystems und hat mit einer Knochenmarkspende nichts zu tun.
Stammzellen aus Nabelschnurblut
Das zentrale Knochenmarkspender-Register
Je mehr Menschen sich als Stammzellspender registrieren lassen, desto größer ist die Chance für Patienten, schnell und rechtzeitig eine lebensrettende Spende zu erhalten. Nur etwa 30 Prozent der Betroffenen haben einen geeigneten Spender in der eigenen Familie. Das Zentrale Knochenmarkspender-Register (ZKRD) führt die pseudonymisierten Daten der Stammzellspender der einzelnen Spenderdateien in einem Register zusammen und verwaltet sie.
Lass dich als Stammzellspender eintragen, um die Überlebenschance von Betroffenen zu erhöhen! Du kannst dir ganz bequem online ein Registrierungsset bestellen. Mit den enthaltenen Teststäbchen machst du selbst nach der beiliegenden Anleitung einen Wangenabstrich und schickst die Proben an die Spenderdatenbank zurück. Deine Gewebemerkmale werden bestimmt und deine Daten gespeichert. Außerdem finden immer wieder Veranstaltungen statt, bei denen du dich typisieren lassen kannst. Auch bei einem Blutspendetermin kannst du dich als Stammzellspender registrieren und gleichzeitig mit deiner Blutspende Leben retten.
Stammzellen spenden: Diese Voraussetzungen musst du erfüllen
Wie bei der Blutspende müssen Spender von Stammzellen ein paar Voraussetzungen erfüllen, damit sie sich selbst und den Empfänger der Spende nicht gefährden:
- Der Knochenmarkspender soll zum Zeitpunkt der Registrierung mindestens 17 Jahre alt sein und das Alter von 55 Jahren nicht überschritten haben.
- Der Spender wird an seinem 61. Geburtstag aus dem nationalen Register gelöscht.
- Wohnsitz in Deutschland
- Gesund sein
- Keine chronische Erkrankung wie unter anderem Diabetes, Rheuma, Krebs, Sucht, schwere Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems, der Lunge, der Nieren oder des Stoffwechsels, schwere neurologische oder psychische Erkrankung, Erkrankung des Blutes oder des Immunsystems
- Keine Infektion mit Malaria oder einer anderen tropischen Infektionskrankheit
- Keine Infektion mit HIV, Hepatitis B, Hepatitis C oder Syphilis
- Kein zu starkes Übergewicht oder Untergewicht
Informiere dich auch unter:
Wie bereite ich mich auf die Stammzellspende vor?
Wenn du für eine Stammzellspende vorgesehen bist, bekommst du einen Ansprechpartner zugewiesen. Wirst du zum Beispiel in der Vorbereitungsphase krank, solltest du umgehend Kontakt zu ihm aufnehmen. Um Infektionen zu vermeiden, solltest du dich vor der geplanten Spende nicht mehr tätowieren oder piercen lassen. Auch Impfungen sollten nicht unmittelbar vor der Spende stattfinden. Am Tag der Spende solltest du gut frühstücken und viel trinken.
Gegen welche Krankheiten hilft eine Stammzellspende?
Eine Stammzellentransplantation kann bei verschiedenen Erkrankungen des Blutes infrage kommen. Am bekanntesten ist die Stammzellspende bei einer Leukämie. Leukämie bezeichnet mehrere Blutkrebsarten, bei denen die Leukozyten betroffen sind. Dabei vermehren sich unreife Leukozyten im Übermaß und können ihre Aufgabe als Immunzellen nicht erfüllen. Aber auch bei Lymphomen und Myelomen kann eine Stammzellspende helfen. Bei diesen Krebsarten sind andere Zellen im Blut, im lymphatischen System oder im Knochenmark bösartig verändert. Weitere Einsatzmöglichkeiten einer Stammzellentransplantation sind Erkrankungen der roten Blutkörperchen wie die Sichelzellanämie und die Thalassämie sowie bestimmte angeborene Immundefekte.
Gibt es Risiken für den Spender bei der Entnahme von Stammzellen?
Nebenwirkungen und Risiken sind für den Spender von Stammzellen nicht ganz auszuschließen. Bei der peripheren Stammzellenentnahme können die verabreichten Wachstumsfaktoren grippeähnliche Symptome mit Gliederschmerzen und Kopfschmerzen verursachen. Diese lassen sich jedoch mit Schmerzmitteln behandeln und verschwinden nach der Spende ohnehin. Bei einer Entnahme von Stammzellen aus dem Beckenknochen besteht das Risiko vor allem durch die notwendige Vollnarkose. Insgesamt sind Komplikationen aber selten, zumal durch die Voruntersuchungen Menschen mit erhöhtem Risiko gar nicht erst zu einer Spende zugelassen werden. Viele Stammzellspender würden ohne Bedenken noch einmal Stammzellen spenden, weil ihnen ihr eigener Aufwand für die Spende im Verhältnis zum enormen Nutzen für den Empfänger als sehr gering erscheint.
Häufig gestellte Fragen I FAQs
Beides sind Verfahren der Stammzellspende. Bei der peripheren Blutstammzellspende (PBSC) werden die Stammzellen aus dem Blut entnommen, bei der Knochenmarkspende (KM) aus dem Beckenknochen. Die periphere Blutstammzellspende findet ohne Narkose statt und ist mittlerweile in 90 Prozent der Fälle die Methode der Wahl.
Von 17 bis 55 Jahren kannst du dich als Stammzellspender registrieren. Spenden kannst du im Alter von 18 bis 61 Jahren.
Meistens wird aus einer Armvene Blut entnommen und daraus die Stammzellen gefiltert, während die übrigen Blutbestandteile wieder zurück in den Körper geführt werden. Bei der selteneren Knochenmarkspende entnimmt ein Arzt die Stammzellen direkt aus dem Beckenknochen.