Geschrieben am: 16.04.2022
Magische Anziehung Blut
Blut, der Lebenssaft, der unser Herz zum Schlagen bringt, hat schon immer für große Faszination gesorgt. So gab es beispielsweise lange den Irrglauben, dass Adlige „blaues Blut“ in sich trügen, während das „gemeine Volk“ rotes Blut hat. Vampire und andere Bösewichte haben es auf unser Blut abgesehen - und sogar in zahlreichen Märchen spielte Blut eine wichtige Rolle.
Ihr habt Zweifel? Wir haben euch ein paar Blutgeschichten mitgebracht.
Dornröschen: Blut als Katalysator
Wir alle kennen das Märchen von Dornröschen. Die junge Prinzessin wird bei ihrer Geburt von der dreizehnten Fee verflucht: Sie soll sich an ihrem fünfzehnten Geburtstag in den Finger stechen und sterben. Durch die zwölfte Fee, die noch keinen Wunsch ausgesprochen hatte, kann der Fluch zwar nicht rückgängig gemacht, jedoch verändert werden: So fällt Dornröschen statt in den Tod in einen tiefen Schlaf. Wie wird der Fluch ausgelöst? Das Mädchen sticht sich an einem Spinnrad in den Finger und beginnt zu bluten – erst danach wird der Fluch aktiviert.
Schneewittchen: Schönheitsideal Blut?
Blut als Schönheitsideal - das kommt euch komisch vor? Aber denkt mal zurück an das Märchen um Schneewittchen. Dort wird die Schönste aller Prinzessinnen wie folgt beschrieben: Haut so weiß wie Schnee, Haar so schwarz wie Ebenholz und Lippen so rot wie Blut. Nicht nur, dass ihre schönen Lippen als blutrot beschrieben werden, nein, ihre Mutter wünscht sich sogar, dass ihre Tochter genauso aussieht. Dieser Wunsch wird ebenfalls durch Blutstropfen hervorgebracht, nämlich als die Königin sich in den Finger sticht und drei Blutstropfen in den Schnee fallen und erst so der letzte Teil der Schönheit, das Rot, entdeckt wird.
Die Gänsemagd: Blut als Talisman
Blut kann aber noch viel mehr sein als nur Schönheitsideal. In dem Grimm’schen Märchen „Die Gänsemagd“ sind Blutstropfen auch gleichzeitig Schutz. Die Königin gibt ihrer Tochter auf einer Reise neben dem sprechenden Pferd Falada auch einen Talisman mit: Ein Tuch mit drei Tropfen ihres Blutes. Solange die Tochter dieses Tuch bei sich trägt, ist sie vor der bösen Magd geschützt. Als die Tochter dieses jedoch verliert, ist die Prinzessin der Magd schutzlos ausgeliefert. Im Märchen heißt es sogar, dass die Magd sich freue, „dass sie Gewalt über die Braut bekäme, denn damit, dass diese die Blutstropfen verloren hatte, war sie schwach und machtlos geworden.“
Der Liebste Roland: Blut zum Schutz
In dem weniger bekannten Grimm’schen Märchen „Der liebste Roland“ geht es um die schöne Stieftochter einer Hexe. Diese hat auch eine leibliche Tochter, die allerdings hässlich ist. Aus Eifersucht möchten die Mutter und die Tochter die Stieftochter des Nachts töten. Durch eine List der schönen Stieftochter tötet die Mutter jedoch ihr eigenes Kind. Um sich von der Macht der Hexe zu schützen, tropft das Mädchen noch drei Tropfen Blut der toten Stiefschwester auf die Treppe, in die Küche und ins Bett. In diesem Märchen haben Blutstropfen somit eine rettende Wirkung.
Es geht noch weiter...
Dies sind nur ein paar Beispiele aus Märchen, in denen Blut eine Rolle spielt. In späteren Geschichten wie Bram Stokers „Dracula“ oder sogar Goethes „Faust“ spielt Blut ebenfalls eine Rolle. Während Blut Vampiren in verschiedenen Romanen als Nahrung dient (auch in moderneren Romanen wie „Twilight“ oder „Crave“) unterzeichnet Dr. Faust seinen Vertrag mit Mephisto ebenfalls mit Blut, da nur ein mit Blut unterzeichneter Vertrag bindend ist. Dieses Motiv sehen wir auch in verschiedenen Romanen durchaus positiv konnotiert wieder, wie z.B. im „Winnetou“ durch die Blutsbrüderschaft mit seinem Freund Old Shatterhand.
Vielleicht kennt ihr ja auch noch spannende Geschichten, in denen Blut eine Rolle spielt?