Kühlschrank mit Frauenmilch in der Frauenmilchbank in Hessen.

Muttermilch spenden in Hessens Frauenmilchbank

Geschrieben am: 03.06.2020

Nicht jede Mutter kann mit eigener Muttermilch ihr Kind stillen. Insbesondere für Frühgeborene kann es überlebenswichtig sein, mit humaner Muttermilch versorgt zu werden, auch wenn ihre eigene Mutter ihnen keine Milch geben kann. Für diese Babys wird Spenderinnenmilch benötigt. Aus diesem Grund nahm die erste Frauenmilchbank Hessens im Juli 2019 ihre Arbeit auf. Erfahre in diesem Artikel mehr zur Arbeit der Muttermilchbank, sowie zu Voraussetzungen und Ablauf einer Muttermilchspende.

Frauenmilchbanken in Deutschland

In Deutschland gibt es laut Frauenmilchbank-Initiative e.V. derzeit 28 Frauenmilchbanken (auch als Muttermilchbanken bezeichnet). Die meisten befinden sich in den neuen Bundesländern – erst seit 2012 werden auch in den alten Bundesländern Muttermilchbanken eröffnet. Bremen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein haben bisher keine Milchbank. Auch Hessen zählte dazu, bis im Juli 2019 die Frauenmilchbank Hessen als Kooperationsprojekt des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg-Hessen mit dem Universitätsklinikum Frankfurt eröffnet wurde. Insgesamt liegt der Bedarf an Spendermilch noch weit über dem Angebot durch die Muttermilchbanken.

Der Weg zur Muttermilchspende

Doch wie kommen nun die Spenderinnen und die Neugeborenen zusammen? In der Abteilung für Neonatologie, d.h. dem Bereich der Kinder- und Jugendmedizin, der sich mit Erkrankungen Neugeborener beschäftigt, werden stillende Mütter angesprochen, die überschüssige Milch zur Verfügung haben – also mehr Milch, als für das eigene Kind erforderlich. Der Aufklärungsprozess, die Anleitung zur Muttermilchspende und die Blutabnahme für das Spenderscreening erfolgen ebenfalls in der Neonatologie.

Der Blutspendedienst versorgt ab dem Zeitpunkt der Spenderinnen-Registrierung die stillende Mutter mit etikettierten Milchfläschchen und einer Kühltasche für den Transport der Frauenmilch. Mitarbeiter des Blutspendedienstes holen die eingefrorene Frauenmilch aus der Neonatologie ab, wiegen die Milchfläschchen und führen eine optische Kontrolle durch.

Muttermilch spenden: Voraussetzungen, Weiterverarbeitung und Kontrollen

Die Muttermilchspende unterliegt den gleichen strengen Kriterien wie eine Blutspende. Denn auch das Blut der Frauenmilch-Spenderinnen wird auf übertragbare Infektionen und Krankheiten getestet. Nach erfolgreicher Blutuntersuchung wird die Spendermilch wie folgt weiterverarbeitet und verabreicht:

  1. Auftauen und Mischen der gespendeten Frauenmilch
  2. Portionierung und Abfüllung der Spenderinnenmilch in Babyfläschchen à circa 50 ml
  3. Erhitzen (Pasteurisieren) für Keimfreiheit und Haltbarkeit (tiefgekühlt sechs Monate) – die positiv auf das unreife kindliche Verdauungssystem wirkenden Oligosaccharide (Kohlenhydrate) bleiben erhalten
  4. Herausgabe der Frauenmilch an die Neonatologie unter Wahrung der Kühlkette
  5. Fütterung der Frühchen in kleinsten Portionen über 24 Stunden verteilt
Gespendete Frauenmilch wird in der Frauenmilchbank in Hessen pasteurisiert.
Durch das Pasteurisieren (erhitzen) wird die Muttermilchspende keimfrei und haltbar gemacht.

Von jeder hergestellten Frauenmilch-Charge wird eine Probe in einem externen Labor für Milchanalysen auf Sterilität und Nährstoffgehalt untersucht. Ein weiteres Fläschchen jeder Charge verbleibt im Blutspendedienst als Rückstellprobe. Damit geht der Blutspendedienst weit über die für Lebensmittel geltenden gesetzlichen Vorgaben hinaus und orientiert sich an den Vorgaben für die Arzneimittelherstellung.

Vorteile einer Ernährung von Frühgeborenen mit Frauenmilch

„Die richtige Ernährung der Frühgeborenen ist einer der Meilensteine in den Behandlungserfolgen der Neonatologie. Schon seit vielen Jahren ist bewiesen, dass Frühgeborene, die die Milch ihrer eigenen Mutter erhalten, weniger Komplikationen haben. Auch die neurologische Entwicklung ist besser.“ Prof. Dr. med. Thomas Klingebiel, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Frankfurt

Ein weiterer Vorteil ist, dass durch einen frühzeitigen Beginn der Ernährung mit Frauenmilch die Zeit der Ernährung über einen venösen Zugang kürzer wird. Dadurch lassen sich viele Infektionen verhindern.

Besonderheiten der Frauenmilchbank Hessen

Mit der Frauenmilchbank trägt der DRK-Blutspendedienst dazu bei, dass schon die allerkleinsten Patienten hervorragend versorgt werden und stellt erstmalig auch ein Lebensmittel her. Dabei ist die Frauenmilchbank Hessen als Kooperationsprojekt des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg-Hessen und des Universitätsklinikum Frankfurt ein bisher einzigartiges Modell in Deutschland.

„Die Erfahrung der Kinderärzte und Laktationsberater des Universitätsklinikum Frankfurt im Bereich der Ernährung von Frühgeborenen wird mit dem Wissen der Blutbank im Umgang mit menschlichem Material und ihren logistischen Möglichkeiten synergistisch genutzt. Aus diesem Grund freuen wir uns besonders über den gemeinsamen erfolgreichen Start mit unseren Projektpartnern.“ Prof. Dr. Dr. h.c. Erhard Seifried, Ärztlicher Direktor des DRK-Blutspendedienstes



Die Kinderhilfestiftung e.V. Frankfurt am Main und der Frankfurter Förderverein zur Bekämpfung von Tumorerkrankungen e.V. hat mit einer Anschubfinanzierung in Höhe von jeweils 70.000 Euro und 40.000 Euro dieses Projekt maßgeblich mit auf den Weg gebracht.

 

Wenn Du mehr zum Thema Muttermilch spenden in der Frauenmilchbank Hessen erfahren willst oder Fragen zum Thema Blutspende während der Schwangerschaft und Stillzeit hast, steht Dir unsere kostenlose Hotline 0800 11 949 11 zur Verfügung. Natürlich freuen wir uns auch, wenn Du Blut spenden und Leben retten willst. Schau am besten gleich nach den nächsten Aktionen in Deiner Nähe.

Wir freuen uns, Dich bei einem unserer Blutspendetermine begrüßen zu dürfen!



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