Geschrieben am: 19.03.2016
Keine Frage, die vier Geschwister aus dem Kreis Ludwigsburg sind ein außergewöhnliches Quartett: Armin (56 Jahre), Thomas (52), Margit (50, verheiratete Modenese) und Volker Trinkner (42) haben zusammen die magische Zahl von 400 Blutspenden geknackt. Das klingt nicht nur rekordverdächtig, sondern das ist es auch. Denn schließlich stammen die mittlerweile 411 zusammen geleisteten Spenden aus ein und derselben Familie. Darunter gaben zwei der vier Geschwister schon über 100 Mal ihren Lebenssaft, die beiden anderen werden ihre 100. Spende ebenfalls bald erreichen – und das trotz ihres noch jungen Alters.
Auf dem 92. Blutspendetermin in Walheim/Kreis Ludwigsburg am 14. März 2018 war es endlich soweit: Die Geschwister kamen sichtlich gut gelaunt zum Termin in der ortsansässigen Gemeindehalle. Oberhaupt Armin ließ sich zum 127. Mal Blut abnehmen, sein Bruder Thomas lag zum 109. Mal auf der Spenderliege. Schwester Margit spendete zum 90. Mal, „Nesthäkchen“ Volker machte die 85. Spende voll.
„Ich fühle mich fitter nach der Spende"
„Blut kann man nie zu viel haben, da jeden Tag jemand welches braucht“, sagt Armin. Und Recht hat er: In Baden-Württemberg werden täglich 1.800 Blutspenden benötigt, um den Bedarf zu decken. Doch der älteste der vier Trinkner-Geschwister spendet nicht nur aufgrund des Tagesbedarfs der Krankenhäuser sein Blut: „Ich habe immer sehr viel Spaß bei den Terminen, genieße das leckere Essen und tue gleichzeitig etwas Gutes“, erläutert der 56-Jährige.
Außerdem fühle er sich seit längerer Zeit auch besser und fitter, nachdem er gespendet habe. Früher habe er an häufigem Nasenbluten gelitten – doch das sei zum Glück weg. „Vielleicht liegt das auch an meiner regelmäßigen Spendetätigkeit, wer weiß“, so Armin weiter.
Zwei der drei Brüder waren selbst mal auf Blut angewiesen
Doch es gibt noch einen weiteren, womöglich entscheidenden Grund, warum er so oft spende. Armin und sein Bruder Volker waren in jungen Jahren selbst einmal auf fremdes Spenderblut angewiesen: „Erst hatte ich einen Motorradunfall, zehn Jahre später dann auch Volker.“ Beide sind bis heute sehr dankbar für die Spenden, die sie damals erhalten haben. „Das prägt einen, denn ich habe damals etwas Wichtiges von jemand anderem bekommen, heute will ich etwas Wichtiges an den nächsten zurückgeben“, erklärt Armin.
Für ihn sei Blutspenden schlichtweg „eine Ehrensache“. Und er hoffe, dass das Verantwortungsbewusstsein bald in mehr Menschen geweckt werde. Schließlich gehen in Baden-Württemberg nur etwa 3,8 Prozent der knapp elf Millionen Einwohner regelmäßig zur Blutspende. Eine Zahl, die noch viel Luft nach oben habe, so Armin weiter.
Vater brachte sie auf das Thema „Blutspenden“
Auf das Thema „Blutspenden“ sind die vier Geschwister durch Vater Gerhard gekommen. „Das ging schon relativ früh los. Als ich 18 war hat er mich zum ersten Mal mitgenommen“, erinnert sich Thomas. „Auf sich selbst hat unser Vater generell weniger Acht gegeben als auf andere“, so Thomas weiter.
Für Vater Gerhard Trinkner war nach 57 geleisteten Spenden mit 54 Jahren aus gesundheitlichen Gründen Schluss mit der Blutspende. „Er hat das Zepter weitergegeben und uns die soziale Ader mit in die Wiege gelegt“, sagt Margit. Und die Frau Mama? „Nee nee, die hatte immer schon Angst vor Spritzen!“, ergänzt sie lachend.
„Meine Kinder sollen immer Blut bekommen, wenn sie es brauchen"
Bruder Volker, der jüngste des Ensembles, war auch schon früh mit Herz und Seele dabei. Ihm ist vor allem die tägliche Versorgung wichtig: „Ich bin heute selbst Vater und wünsche mir, dass meine Kinder immer Blut bekommen, wenn sie es brauchen“. Der 42-Jährige ist nicht nur Blutspender, sondern besitzt auch noch einen Organ- sowie einen Stammzellspenderausweis. „Man hilft, wo man kann“, erklärt Volker.
Und das soll solange weitergehen, bis es nicht mehr geht: Die vier Geschwister wollen weiter zur Spende gehen, bis sie das maximale Spendealter von 72 Jahren erreicht haben. „Wir ziehen das jetzt bis zum bitteren Ende durch“, gibt Thomas Trinkner zu Protokoll. Auch er hat einen Sohn, Paul, und er ist Bluter. „Daher hoffe ich, dass Paul immer mit Blutpräparaten versorgt werden kann.“ Allein deshalb gehe er gerne als gutes Vorbild voran.
Spendefreudigkeit der Familie ist beeindruckend
Warum sind die Zahlen der Geschwister Trinkner so beeindruckend? Nun ja, wenn man bedenkt, dass man als gesunder Mensch in seinem Leben theoretisch 54 Jahre lang regelmäßig spenden könnte (Spenden ist von 18 bis 72 Jahren erlaubt), liegt das bestmögliche Ergebnis bei 324 Spenden für Männer (sechs Mal in einem Zeitraum von 12 Monaten sind erlaubt, x 54) und bei 216 Spenden für Frauen (vier Mal in einem Zeitraum von 12 Monaten sind erlaubt, x 54).
Diese utopischen Zahlen setzen natürlich voraus, dass ein Spender sein Leben lang gesund bleibt, nie auf eine OP angewiesen ist, am Tag der Blutspende der Blutdruck sowie der Hb-Wert immer passen und er grundsätzlich immer Zeit für eine Spende hat. Somit wird deutlich, wie bemerkenswert die Spendefreudigkeit der Familie Trinkner im Verhältnis ist.
Jährlich verzeichnet der DRK-Blutspendedienst in Baden-Württemberg gerade einmal 500 Spender, die schon 100 Mal ihr Blut für andere gegeben haben. Seit der Gründung des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg im Jahr 1959 wurden bislang etwa 4.600 Spender registriert, die 100 Blutspenden vorweisen können.
Am 14. März 2018 war jedoch nicht nur der unermüdliche Einsatz der vier Geschwister ein voller Erfolg: Insgesamt kamen 176 Spender, erwartet hatten wir 160.