Geschrieben am: 04.06.2020
Die Blutgruppen des AB0-Systems und der Rhesusfaktor werden von Eltern an ihre Kinder vererbt. Die Blutgruppen-Vererbung folgt dabei einfachen Regeln, sodass sich anhand der Blutgruppe Rückschlusse auf manche Verwandtschaftsverhältnisse ziehen lassen. In diesem Beitrag erfährst Du, wie die Vererbung der Blutgruppen und des Rhesusfaktors funktioniert.
Das AB0-Blutgruppensystem
Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) besitzen auf ihrer Zelloberfläche viele verschiedene sogenannte Antigene. Die Kombination dieser Antigene unterscheidet sich von Mensch zu Mensch und bestimmt, in welche Blutgruppe sich das Blut einer Person einordnen lässt. Eine vor allem bei der Bluttransfusion bedeutende Rolle spielen dabei die Antigene A und B, die die Grundlage für das AB0-Blutgruppensystem darstellen. Karl Landsteiner gilt als Entdecker der Blutgruppen des AB0-Systems. Ein weiteres wichtiges Merkmal dieses Blutgruppensystems ist, dass das Immunsystem Antikörper gegen die Antigene herstellt, die die eigenen roten Blutkörperchen nicht aufweisen.
Verteilung der Blutgruppen in der Bevölkerung
Die Verteilung der Blutgruppen in der Bevölkerung ist nicht gleichmäßig, sondern es gibt Blutgruppen, die häufiger vorkommen als andere. Erfahre in unserem Magazinartikel zur Blutgruppen-Verteilung, welche Blutgruppen in Deutschland und weltweit besonders häufig oder selten vorkommen.
So lässt sich das Blut einer Person auf Basis der vorhandenen Antigene und Antikörper in folgende Blutgruppen einteilen:
- Blutgruppe A: rote Blutkörperchen besitzen Antigen A und im Blutserum sind Antikörper gegen Antigen B
- Blutgruppe B: rote Blutkörperchen besitzen Antigen B und im Blutserum sind Antikörper gegen Antigen A
- Blutgruppe AB: rote Blutkörperchen besitzen Antigene A und B und im Blutserum sind keine der beiden Antikörper
- Blutgruppe 0: rote Blutkörperchen besitzen weder Antigen A noch B und im Blutserum sind Antikörper gegen beide Antigene
Die Vererbung der Blutgruppen des AB0-Systems
Die Blutgruppen-Vererbung des AB0-Systems folgt den mendelschen Erbregeln, die auf den Erkenntnissen des Naturforschers Gregor Mendel beruhen. Voraussetzung dafür ist, dass die Vererbung der Blutgruppe von einem Gen bestimmt wird. Von diesem Gen besitzt jeder Mensch zwei Varianten (Allele), die eine erbt er vom Vater die andere von der Mutter. Die Kombination dieser beiden Allele legen den Genotyp eines Menschen für die Blutgruppe fest.
Im Hinblick auf das AB0-Blutgruppensystem bedeutet das, dass jeder Mensch zwei Allele der drei Merkmale A, B und 0 aufweist. Dementsprechend sind die Genotypen AA, BB, 00, A0, B0, AB möglich. Die Allele A und B verhalten sich gleichwertig zueinander, während sie gegenüber dem Allel 0 dominant sind. Das heißt, aus dem Genotyp A0 geht beispielsweise die Blutgruppe A hervor und aus dem Genotyp AB die Blutgruppe AB. Die Blutgruppe 0 ergibt sich nur bei einem Genotyp 00, wenn also beide von den Eltern geerbten Allele das gleiche sogenannte rezessive Merkmal 0 haben.
Bedeutung der mendelschen Regeln für die Blutgruppen von Eltern und ihren Kindern
So bedeuten die mendelschen Regeln für die Blutgruppen von Eltern und ihren Kindern, dass beispielsweise ein Kind mit der Blutgruppe 0 kein Elternteil mit der Blutgruppe AB haben kann. Denn bei einem Elternteil mit der Blutgruppe AB erbt das Kind in jedem Fall eines der beiden dominanten Allele A oder B. Selbst wenn das Allel des anderen Elternteil 0 ist, entsteht nicht die Blutgruppe 0.
Folgende Genotypen sind bei den Blutgruppen (Phänotypen) also möglich:
- Blutgruppe A: Genotypen AA oder A0
- Blutgruppe B: Genotypen BB oder B0
- Blutgruppe AB: Genotyp AB
- Blutgruppe 0: Genotyp 00
Die Rhesusfaktor-Vererbung
Wie dem AB0-Blutgruppensystem kommt auch dem Rhesus-Blutgruppensystem eine wichtige Bedeutung zu. Dieses bezieht sich auf andere Antigene als das AB0-System. Vor allem das Antigen D ist beim Rhesus-System entscheidend, das daher vereinfacht als Rhesusfaktor bezeichnet wird. Verfügen rote Blutkörperchen über dieses Antigen, ist das Blut Rhesus-positiv (Rh-positiv). Fehlt das Antigen, handelt es sich entsprechend um Rh-negatives Blut.
Die Blutgruppen-Vererbung beim Rhesusfaktor folgt ebenfalls den mendelschen Regeln. Jedes Kind erhält von seinem Vater und seiner Mutter jeweils ein Allel mit Rh-positiver Eigenschaft (D) oder mit Rh-negativer Eigenschaft (d). Somit ergeben sich die möglichen Genotypen DD, Dd oder dd. Da das Allel mit Rh-positiver Eigenschaft (D) dominant gegenüber dem Allel mit Rh-negativer Eigenschaft (d) ist, führt nur der Genotyp dd zur Blutgruppe Rh-negativ. Deswegen muss ein Rh-positives Kind mindestens ein Elternteil haben, das auch Rh-positiv ist.
Weitere Blutgruppensysteme
Neben den AB0- und Rhesus-Blutgruppen gibt es noch über 30 weitere Blutgruppensysteme, die jedoch weitaus weniger bekannt sind. Eines davon ist das Kell-System. Das dazugehörige Antigen K muss wie die Antigene des AB0- und Rhesus-Systems bei einer Bluttransfusion berücksichtigt werden, um Probleme bei einer Vermischung unpassender Blutgruppen zu vermeiden.
Mögliche Blutgruppen bei Eltern und ihren Kindern
Durch die Regeln bei der Blutgruppen-Vererbung sind nur bestimmte Blutgruppenkombinationen von Eltern und ihren Kindern möglich. Daher lassen sich in manchen Fällen allein anhand der Blutgruppen Rückschlüsse auf Verwandtschaftsverhältnisse ziehen und so beispielsweise eine Vaterschaft ausschließen.
Ein Kind mit der Blutgruppe AB kann etwa keinen Vater mit der Blutgruppe 0 haben. Bei der Blutgruppe 0 negativ ist die Vererbung sogar ganz eindeutig, wenn beide Elternpaare diese Blutgruppe haben. Da die Merkmale 0 und Rh-negativ untergeordnet (rezessiv) vererbt werden, ist bei beiden Elternteilen kein anderes Allel vorhanden. Somit können deren Kinder ebenfalls nur diese Blutgruppe innerhalb des AB0- und Rhesus-Systems bekommen.
Erfahre Deine Blutgruppe beim Blutspenden
Als Blutspender kannst Du Deine eigene Blutgruppe auf Deinem Blutspendeausweis nachsehen. Wenn Du Deine Blutgruppe noch nicht kennst, dann komm doch zu einem unserer Blutspendetermine. Denn so kannst Du Deine Blutgruppe in Erfahrung bringen und gleichzeitig dabei helfen, Menschenleben zu retten. Wir freuen uns immer über Deine Bereitschaft zum Spenden, egal welche Blutgruppe Du hast.
Falls Du weitere Fragen zum Thema Blutgruppen-Vererbung hast oder grundsätzlich wissen möchtest, ob Du Blut spenden kannst, steht Dir unsere kostenlose Hotline 0800 11 949 11 zur Verfügung.
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Häufig gestellte Fragen
Die Blutgruppen des AB0-Systems werden nach den mendelschen Regeln vererbt. Jedes Elternteil gibt ein Blutgruppenmerkmal an ihr Kind weiter. Ein Kind erhält von seinem Vater und seiner Mutter jeweils eine Genvariante für ein Antigen des Blutgruppensystems. Aus diesen beiden Varianten entsteht der Genotyp, der wiederum die Blutgruppe des Kindes bestimmt. Erbt das Kind beispielsweise den Genotyp A0, hat es Blutgruppe A.
Die mendelschen Erbregeln bilden die Grundlage für die Rhesusfaktor-Vererbung. Je ein Elternteil vererbt dem Kind die Eigenschaft Rhesus-positiv oder Rhesus-negativ. Erhält das Kind mindestens von einem Elternteil die Eigenschaft Rhesus-positiv, hat auch das Kind die Blutgruppe Rhesus-positiv.
Ein Kind erhält von seinem Vater und seiner Mutter jeweils eine Genvariante für ein Antigen des Blutgruppensystems. Aus diesen beiden Varianten entsteht der Genotyp, der wiederum die Blutgruppe des Kindes bestimmt. Erbt das Kind beispielsweise den Genotyp A0, hat es Blutgruppe A.
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