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"Blutgruppendiät" - was ist dran?

Geschrieben am: 07.03.2025

Blutgruppendiät, was ist dran?

Wir haben euch im Rahmen unseres Magazin-Beitrags bereits das Blutgruppen-Horoskop vorgestellt. Wusstet ihr jedoch, dass einige Menschen davon überzeugt sind, dass die Blutgruppen auch unsere Ernährung beeinflussen? Vielleicht habt ihr schon mal von der sogenannten "Blutgruppendiät" gehört.  Doch wir fragen uns heute: Macht es überhaupt Sinn, sich seiner Blutgruppe entsprechend zu ernähren? 
 

Das Wichtigste vorweg

•    Ziel der Blutgruppendiät ist es, durch das Essen von bestimmten Lebensmitteln das Wohlbefinden zu steigern, Krankheiten zu heilen und das Idealgewicht zu erreichen.
•    Die Blutgruppendiät basiert auf einer Falschannahme und ist unter Wissenschaftlern stark umstritten.
•    Es gibt keine Studien oder wissenschaftlichen Beweise, die die Effektivität der vorgeschlagenen Lebensmittelauswahl im Zusammenhang mit den Blutgruppen bestätigen.
•    Dieser Artikel ist also rein informativ, wir geben keine Empfehlung aus.

 

Was steckt hinter der Blutgruppendiät?

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Der amerikanische Naturheilmediziner Dr. James L. D’Adamo und sein Sohn Dr. Peter J. D’Adamo gelten als die Begründer des alternativmedizinischen Diätkonzepts.

Die Blutgruppendiät beruht auf der Annahme, dass sich die AB0- Blutgruppen A, B, AB und 0 im Laufe der Evolution im Zusammenhang mit dem jeweils verfügbaren Nahrungsangebot entwickelt haben und deshalb beeinflussen, welche Nahrungsmittel von den Trägern*innen gut und welche nicht so gut vertragen werden. D’Adamo geht davon aus, dass sich verschiedene Blutgruppen zu bestimmten Zeitpunkten der Menschheitsgeschichte entwickelt haben. Die Blutgruppen wurden dann von D’Adamo in „Typen“ eingeteilt, die wir im Artikel einmal kurz vorstellen wollen.

Welches Ziel sollte die Blutgruppendiät verfolgen? Das Ziel jeder Diät, nämlich durch reguliertes Essen das Wohlbefinden zu steigern, Krankheiten zu heilen bzw. vorzubeugen und das Idealgewicht zu erreichen.

Warum D‘Adamos Blutgruppendiät nicht auf Wissenschaft basiert

Die Theorie basiert auf einer Falschannahme 

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Peter D’Adamo kreierte 1997 die Blutgruppendiät basierend auf einer Falschannahme. Er behauptete in seiner Erstauflage "4 Blutgruppen- 4 Strategien für ein gesundes Leben", dass die Blutgruppe 0 die erste Blutgruppe gewesen sei, die es unter der menschenähnlichen Spezies gegeben hätte.
Demnach sei der frühzeitliche Mensch, den D'Adamo als „Jäger“ typisiert, und der sich hauptsächlich von Fleisch ernährt habe, die Basis für seine Theorie, dass Menschen mit Blutgruppe 0 viel Magensäure besäßen, die zur Verdauung von Fleisch nötig sei. Laut D'Adamos Theorie hat der Mensch erst durch seine nomadischen Wanderungen und den Beginn von Ackerbau und Viehzucht die anderen Blutgruppen hervorgebracht. 

Heute weiß man jedoch, dass es die Blutgruppe A war, die zuerst bei den Homo Sapiens und den menschenähnlichen Vorfahren vorherrschte. 

  • Die Blutgruppe 0 hat sich, neuesten Erkenntnissen zufolge, schon vor fünf Millionen Jahren durch Selektionsdruck aus der Blutgruppe A entwickelt, und zwar aufgrund von Gen-Mutationen, mit denen ein Überlebensvorteil bei Malariainfektionen verbunden war.
  • Da die Blutgruppe 0 sich aber aus der Blutgruppe A heraus entwickelt hat, ist der Zusammenhang zwischen dem Typ Jäger und der Blutgruppe 0 mehr als fraglich.

Zwar ist wissenschaftlich noch nicht geklärt, welche Blutgruppe des Menschen die älteste „Urblutgruppe“ ist, jedoch kann man feststellen, dass Blutgruppe 0 nicht, wie von D'Adamo behauptet, die "Start"-Blutgruppe war.

D'Adamos Theorie basiert auf der Annahme, dass Lebensmittel-Eiweiße, sogenannte Lektine, mit Bestandteilen im Blut reagieren und so die Verträglichkeit von Nahrungsmitteln beeinflussen.

 

Die Wirkung von „Lektinen“ – nicht so gefährlich wie behauptet

Was sind Lektine? Dies sind Proteine, die in bestimmten Nahrungsmitteln wie Hülsenfrüchten und Weizen vorkommen. Auch einige Gemüsearten enthalten in frischem Zustand Lektine, die in der Tat giftig für den Menschen sind und die Darmschleimhaut reizen und das Blut verklumpen lassen können. Sie können bewirken, dass die roten Blutkörperchen verkleben. Der amerikanische Naturheilmediziner macht Lektine für ernste Störungen im ganzen Körper verantwortlich, von der Verklebung der Blutzellen über Organschäden bis zu Nierenversagen.

Sind Lektine wirklich gefährlich?

Durch Erhitzen, z.B. beim Kochen, Frittieren oder Garen, werden diese Lektine jedoch in eine ungefährliche chemische Form umgewandelt. Daher sollte man Gartenbohnen, Kichererbsen und Sojabohnen übrigens nur gegart konsumieren. Keine Sorge: Auch wenn die Speisen wieder abgekühlt sind, behalten diese ihre nun ungefährliche Form bei.

Anders als von D'Adamo dargestellt, sind Hülsenfrüchte und Weizen in Maßen jedoch eher unbedenklich. Würde D'Adamos Theorie stimmen, müssten Darmentzündungen wie Colitis ulcerosa, Morbus Crohn oder Glutenunverträglichkeit häufiger bei Weizen-essenden Blutgruppe 0 Menschen auftreten. Dies ist jedoch nicht der Fall, da diese Krankheitsbilder bei allen Blutgruppen auftreten. Ferner müsste es Aufnahmen geben, welche Verklumpungen in Folge von Weizeneinnahme im Darmgewebe von Gruppe-0-Menschen geben, um zu beweisen, dass dies nachweislich die Funktionalität des Darmtrakts von 0-Menschen beeinflusst. Diese Aufnahmen gibt es jedoch nicht. Es gibt keine stichhaltigen wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Lektine im Körper tatsächlich die von D'Adamo beschriebenen schädlichen Auswirkungen haben.

 

Alle Punkte, die in D'Adamos Theorie wissenschaftlich nicht belegt sind:
 

  • Fehlende wissenschaftliche Beweise für gesundheitliche Vorteile: Studien an Menschen haben keine gesundheitlichen Vorteile durch die Einhaltung einer Blutgruppendiät nachweisen können. Es gibt keine Beweise dafür, dass die Blutgruppe eines Menschen einen Einfluss darauf hat, wie gut er bestimmte Lebensmittel verträgt oder wie die Nährstoffe verwertet werden.
  • Falsche Annahmen über die Evolution der Blutgruppen: D'Adamo glaubt, dass sich die Blutgruppen im Laufe der Menschheitsgeschichte zu unterschiedlichen Zeiten entwickelt haben, als jeweils andere Nahrungsmittelgruppen verfügbar waren. Diese Annahme ist jedoch widerlegt, da beispielsweise auch bei Affen verschiedene Blutgruppen existieren, was bedeutet, dass sich die Blutgruppen schon vor viel längerer Zeit entwickelt haben als von D'Adamo angenommen.
  • Widersprüchliche Ernährungsempfehlungen: D'Adamos Ernährungsempfehlungen widersprechen den Ernährungsgewohnheiten verschiedener Bevölkerungsgruppen. So müssten beispielsweise Mexikaner, deren Hauptnahrungsmittel Mais ist und die mehrheitlich die Blutgruppe 0 haben, auf Mais verzichten, obwohl sie ihn seit Jahrtausenden problemlos konsumieren. Auch die Inuit, die sich hauptsächlich von Fleisch ernähren, hätten laut D'Adamo mit ihrer Blutgruppe A eine unpassende Ernährung.
  • Keine wissenschaftlichen Beweise für die Wirkung von Lektinen: D'Adamo behauptet, dass Lektine, die mit dem Antigen der eigenen Blutgruppe unverträglich sind, zu Verklumpungen der roten Blutkörperchen und Krankheiten führen. Angekündigte Beweise für diese Hypothese sind bis heute in der wissenschaftlichen Literatur nicht beschrieben. Es gibt keine stichhaltigen wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Lektine im Körper tatsächlich die von D'Adamo beschriebenen schädlichen Auswirkungen haben.

Kritiker sehen D'Adamos Theorie daher als "Blutgruppen-Astrologie", die komplexe Menschen in unzutreffende Klischees zwängt.
 

Blutgruppen und Ernährung: Welcher Typ soll welches Essen zu sich nehmen?

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Die Theorie der Blutgruppendiät ist also nicht korrekt. Trotzdem wollen wir euch einen Überblick über die Lebensmittel-Empfehlungen für die verschiedenen Blutgruppen geben, die Peter D’Adamo entworfen hat: 
 

Blutgruppe 0: Jäger 
Menschen Blutgruppe 0 wurden von D‘Adamo als frühe „Jäger und Sammler“ betrachtet. Diese stammten aus der Zeit von vor mehr als 20 000 Jahren und hätten sich fast nur von Tieren ernährt, so die Theorie. Daher schloss er, dass Blutgruppe-0-Menschen sich folglich (gemäß der Blutgruppendiät) auch heute noch einer proteinreichen Ernährung mit viel biologischem, magerem Fleisch und Fisch orientieren sowie als Ausgleich hierzu viel Gemüse und Obst verzehren sollten. Auf Milchprodukte wie herkömmliches Getreide (vor allem Weizen und Mais) sowie gewisse Hülsenfrüchte und Kokos sollten sie dagegen verzichten.

Die ideale Ernährung beinhalte demnach:

  • rotes Fleisch (idealerweise Rindfleisch)
  • Gemüse (wie Kohl und Blattgemüse)
  • Nüsse
  • Obst (in Maßen)
  • Milcherzeugnisse von Ziegen und Schafen 
     

Blutgruppe A: Landwirte oder auch Bauern 
Menschen mit Blutgruppe A werden von D‘Adamo als die sesshaften „Landwirte“ bezeichnet, da sie sich vor 15 000 bis 20 000 Jahren während der Zeit des Ackerbaus herausgebildet haben sollen. Die Landwirtschaft und die damit verbundene Umstellung der Ernährung auf u.a. Getreide sollen zur Herausbildung der Blutgruppe A beigesteuert haben. 

Menschen mit dieser Blutgruppe könnten nahezu jedes Getreide sowie auch Hülsenfrüchte gut vertragen. Sie sollten sich hauptsächlich vegetarisch ernähren, dabei aber Milchprodukte, Kartoffeln, Tomaten und Bananen meiden. Menschen mit Blutgruppe A sollten laut D'Adamos Theorie Fleisch, Eier, Milchprodukte und Weizen vermeiden, da die ersten Bauern angeblich keine Tiere zur Nahrungserzeugung hielten. Ihnen wird eine hauptsächlich vegetarische Ernährung empfohlen.

Ideal sind für sie also laut der Theorie: 

  • Obst, Gemüse, Nüsse und Samen
  • Tofu und fetthaltiger Fisch
  • Hülsenfrüchte
  • Getreide
     

Blutgruppe B: Nomade
Als“ ausgeglichene Nomaden“ werden Personen mit Blutgruppe B bezeichnet, die vor allem für ihr starkes Immunsystem bekannt sein sollen. Laut D’Adamo sei die Blutgruppe zwischen 10 000 und 15 000 v. Chr. Entstanden, als Menschen sowohl Ackerbau als auch Viehzucht betrieben haben. Deshalb dürfen sie, laut der Blutgruppendiät, von einer vielseitigen Ernährung mit Milchprodukten, Fleisch, Fisch, Gemüse und Obst profitieren. Der B-Typ ist besonders anpassungsfähig und kann unter den meisten Lebensmitteln auswählen und auch Milchprodukte verzehren.

Wissenschaftlern zur Folge entwickelte sich die Blutgruppe B in Asien, wo sie sich vor allem in Indien durchgesetzt hat. Eine Begründung dafür könnte sein, dass die Menschen vor Ort so durch die Antigene ihrer Blutgruppe vor Cholera geschützter sind, denn die Erreger der Krankheit können weniger effizient an die Kohlenhydratkette dieser B-Antigene andocken. 

  • Obst und Gemüse
  • Fleisch, (Rind, Schwein und Wild)
  • Milch und Milchprodukte
  • Eier

Verzichten sollten Menschen mit Blutgruppe B dagegen auf Geflügel, Getreide, Hülsenfrüchte und Tomaten.


Blutgruppe AB: Der „Rätselhafte“
Menschen mit Blutgruppe AB wurden als "Rätselhafte" betitelt mit der Begründung, dass die Blutgruppe erst vor vergleichsweise kurzer Zeit entstanden sei (vor ca. 1000 bis 2000 Jahren). AB-Menschen wird in der Blutgruppendiät eine ausgewogene Ernährung mit weniger Fleisch, jedoch mit mehr Fisch, Gemüse, Obst und gesäuerten Milchprodukten empfohlen. Es wird geraten, rotes Fleisch zu reduzieren und auf Hühnerfleisch umzusteigen. Mais und Weizen sollten gemieden werden, während Roggen, Hafer und Hirse besser verträglich seien. Als einzige Blutgruppe können AB-Typen Weizenprodukte vertragen.

  • Obst und Gemüse
  • Fleisch und Fisch
  • Milchprodukte
  • Eier
  • Getreide und Hülsenfrüchte

    Ist die Theorie der Blutgruppendiät richtig oder falsch?

    Die beworbenen gesundheitlichen Effekte der Blutgruppendiät sind reine Theorie und wissenschaftlich nicht bewiesen. Gesunde Menschen, die abnehmen wollen, sollten sich besser ausgewogen und abwechslungsreich ernähren, anstatt den Anleitungen der Blutgruppendiät zu folgen.
     

Weiterführende Links

Wenn ihr euch weiter mit dem Thema Ernährung beschäftigen wollt, oder wissen wollt, wie ihr euch ideal auf eure Blutspende vorbereiten könnt, haben wir einige Artikel in unserem Magazin für euch bereitgestellt. Viel Spaß beim Stöbern! 

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Fotos: Shutterstock


Greta Zicari DRK-Blutspendedienst
Greta

Wenn Greta nicht für das Magazin schreibt, findet ihr sie vermutlich draußen in der Sonne.

Referentin für digitale Kommunikation und Social Media beim DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg Hessen, Standort Frankfurt

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